Z Gastroenterol 2011; 49 - P275
DOI: 10.1055/s-0031-1285546

Ulcus in einer jejunalen Duplikatur – seltene Ursache einer (Eisenmangel-)Anämie im Erwachsenenalter

F Lippl 1, R Ladurner 2, V Gülberg 1
  • 1Medizinische Klinik – Campus Innenstadt, Klinikum der Universität München, Gastroenterologie, München, Germany
  • 2Chirurgische Klinik – Campus Innenstadt, Klinikum der Universität München, Viszeralchirurgie, München, Germany

Einleitung: Gastrointestinale Duplikaturen haben eine Inzidenz von 1:4500 und werden zu 80% vor dem 2. Lebensjahr entdeckt. Im Erwachsenenalter sind diese daher sehr selten und klinisch schwer zu diagnostizieren, da Symptome unspezifisch sind oder fehlen.

Ergebnis: Wir berichten über den Fall eines 29-jährigen Patienten, der sich mit ausgeprägter Eisenmangelanämie vorstellte (Ferritin <10µg/l, Hb 8,5g/dl). Der aus Bosnien stammende Patient berichtet über substitutionspflichtigen Eisenmangel seit dem 16. Lebensjahr mit unbekannter Genese. Seit 2 Jahren fiel eine zunehmende Müdigkeit und Leistungseinschränkung im Alltag auf. Es besteht keine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Eine Resorptionsstörung wurde ausgeschlossen (Xylose i. Urin). Im Stuhl kein sichtbares Blut, der Hämoccult war 3x negativ. ÖGD und Koloskopie vor stationärer Aufnahme waren unauffällig. Zur Komplettierung der Diagnostik wurde aktuell eine Ballonenteroskopie durchgeführt. Hierbei zeigte sich ca. 100cm jenseits des Treitz'schen Bandes ein 50mm großes Divertikel mit gastralem Schleimhautfaltenrelief und fibrinbelegtem Ulcus als wahrscheinliche Ursache für die chronische Eisenmangelanämie. Es erfolgte eine Jejunumsegmentresektion des tuschemakierten Dünndarmsegments. Histopathologisch zeigte sich Magencorpusschleimhaut-Heterotopie ohne Malignität. Der Patient ist seither klinisch beschwerdefrei und nicht mehr Eisen-substitutionspflichtig.

Schlussfolgerung: Bei der Differenzialdiagnose einer gastrointestinal bedingten Eisenmangelanämie sollte auch im Erwachsenenalter der seltene Fall einer intestinalen Duplikatur mit Blutverlust berücksichtigt werden. Die Ballonenteroskopie ist dabei eine elegante Methode zur Diagnosesicherung.