Z Gastroenterol 2011; 49 - P285
DOI: 10.1055/s-0031-1285556

Subakutes Leberversagen bei pseudozirrhotischen Umbau durch mikroskopisch metastasiertes Mammakarzinom

C Jüngst 1, J Krämer 2, G Schneider 3, F Lammert 1, V Zimmer 1
  • 1Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany
  • 2Institut für Pathologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany
  • 3Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany

Klinischer Fall: Eine 70-jährige Patientin wurde notfallmäßig mit Hämatemesis und beginnendem hämorrhargischen Schock zugewiesen. Die Ösophagogastroskopie zeigte eine aktive Ösophagusvarizenblutung, welche erfolgreich mittels Ligaturtherapie behandelt wurde. Anamnestisch und serologisch bestand kein Hinweis auf eine Hepatopathie. In der Labordiagnostik waren auffällig: Hämoglobin 5,1g/dl; Thrombozyten 98000/µl; ALT 97U/l; γ-GT 296U/l; AP 138U/l; Bilirubin 3,5mg/dl; INR 1,92; Albumin 18g/l und LDH 1561U/l. Sonographisch fiel eine makronoduläre Leberzirrhose mit ausgeprägtem Aszites auf. Die Magnetresonanztomografie bestätigte eine zirrhotisch umgebaute Leber ohne umschriebenen Herdbefund bei neu aufgetretener Pfortaderthrombose. Es kam zu einer progredienten Verschlechterung der Leberfunktion mit hepatischer Enzephalopathie III° und wiederholter Notwendigkeit von Parazentesen. Bei metachron-bilateralem Mammakarzinom in der Anamnese (links pT2N1b, G2, duktal vor 17 Jahren; rechts pT1NX, G2, lobulär vor 7 Jahren) mit beidseitiger Ablatio mammae sowie adjuvanter Chemo- und Hormontherapie ergab die umfangreiche onkologische Re-Evaluation keinen Hinweis für ein Tumorrezidiv. Bei ätiologisch unklarem, subakutem Leberversagen erfolgte komplikationslos eine transjuguläre Leberbiopsie. Histopathologisch fand sich eine diffuse metastatische Infiltration durch das vorbekannte duktale Mammakarzinom (CK7+, E-Cadherin+, PR-, ER-, Her2-) mit kleinherdigen Tumorzellnestern in fibrös-desmoplastischem Stroma mit nahezu vollständigem Verlust originären Leberparenchyms. Angesichts der klinischen Gesamtsituation entschieden wir uns für eine bestmöglich supportive Therapie, und die Patientin verstarb drei Monate später.

Diskussion: Die Präsentation einer Lebermetastasierung in Form einer sogenannten Pseudozirrhose gilt als sehr selten, ist aber für unterschiedliche Tumorentitäten wie das Mammakarzinom, das kleinzellige Bronchialkarzinom oder das Non-Hodgkin-Lymphom beschrieben. Klinisch stehen Komplikationen der portalen Hypertension und/oder des subakutes Leberversagen im Vordergrund. Bei negativer Bildgebung hinsichtlich fokaler Leberveränderungen kommt der zeitnahen histologischen Diagnostik mittels (transjugulärer) „ungezielter„ Biopsie eine entscheidende Rolle zu.