Z Gastroenterol 2011; 49 - P297
DOI: 10.1055/s-0031-1285568

Epidemiologie des HCC in einem tertiären Zentrum in Ostdeutschland

K Schütte 1, T Götze 1, M Kipper 1, J Bornschein 1, K Mohnike 2, J Arend 3, J Ricke 2, P Malfertheiner 1
  • 1Universitätsklinik Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Germany
  • 2Universitätsklinik Magdeburg, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Magdeburg, Germany
  • 3Universitätsklinik Magdeburg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg, Germany

Hintergrund: Weltweit ist das hepatozelluläre Karzinom (HCC) die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Kenntnisse über die Epidemiologie der Erkrankung können dazu beitragen, die Überwachungsstrategie für Patienten (Pt) mit einem Erkrankungsrisiko zu verbessern.

Ziel und Methoden: Um das klinische Bild von Pt mit Erstdiagnose (ED) eines HCC, die an einem tertiären Zentrum in Ostdeutschland behandelt wurden, zu charakterisieren, wurden die klinischen Daten der Pt, bei denen im Zeitraum von 1995 bis 2010 die ED eines HCC gestellt wurde, analysiert.

Ergebnisse: Innerhalb von 15 Jahren wurden 640 Pt mit ED eines HCC an unser Zentrum überwiesen. 267 Pt (216 (80,9%) männliche) wurden in die Analyse eingeschlossen. Das mittlere Alter bei ED betrug 66,3 Jahre. 223 Pt (83,5%) litten an einer Leberzirrhose (LZ). Alkoholabusus (49%) war die häufigste Ursache für die chronische Lebererkrankung (LE). Bei 5% der Pt bestand eine chronische HBV-Infektion, bei 9% der Pt eine chronische HCV-Infektion, bei 1% der Pt eine Hepatitis B- und C-Koinfektion, bei 6% der Patienten eine NAFLD, bei 3% der Pt eine Hämochromatose, bei 4% der Pt eine Kombination aus viraler Hepatitis und alkoholinduzierter LE, bei den übrigen konnte kein sicherer Risikofaktor (RF) identifiziert werden. Der mediane BodyMassIndex (n=175) betrug 27,6kg/m2. 163 Pt (61%) litten an einem Diabetes mellitus. 60,5% der Pt mit LZ befanden sich in einem Child A-Stadium bei ED des HCC. Bei 33,6% befand sich die LZ in einem Child B-Stadium, bei 5,8% der Pt lag eine Child C-LZ vor. Bei 31,1% der Pt wurde eine Pfortaderthrombose diagnostiziert. 64% der Pt hatten mehr als einen HCC-Knoten. Die AFP-Konzentration überstieg bei 101 von 244 Pt (41,4%) 200ng/dl. Der überwiegende Anteil der Pt befand sich bei ED in einem intermediären Tumorstadium (BCLC A 22,3%, BCLC B 52,8%, BCLC C 22,3%, BCLC D 2,6%, n=265).

Schlussfolgerung: Obwohl in den letzten Jahrzehnten das Wissen um die RF für ein HCC deutlich gewachsen ist, wird die Erkrankung bei einem Großteil der Pt in einem intermediären oder fortgeschrittenen Tumorstadium diagnostiziert, in dem eine kurative Therapie nicht mehr möglich ist. Die Überwachungsstrategien und ihre Umsetzung für Pt mit einem Erkrankungsrisiko müssen daher optimiert werden.