Z Gastroenterol 2011; 49 - P353
DOI: 10.1055/s-0031-1285623

Dynamik der Hepatitis B Quasispeziesheterogenität in Korrelation zum Ansprechen auf eine Nukleosidanalogatherapie mit niedriger oder mittlerer genetischer Barriere

J Peveling-Oberhag 1, E Herrmann 2, B Kronenberger 1, H Farnik 1, S Susser 1, U Karey 1, C Sarrazin 1, S Zeuzem 1, WP Hofmann 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Klinikum der J.W. Goethe Universität, Frankfurt, Germany
  • 2Institut für Biostatistik und mathematische Modellierung, Uniklinik Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt, Germany

Studienziel: Untersuchung der Assoziation der Hepatitis B Virus (HBV) Quasispeziesheterogenität der reverse Transkriptase (RT) Region mit dem virologischen Ansprechen auf eine Nukleosidanalogatherapie mit niedriger oder mittlerer genetischer Barriere.

Patienten und Methoden: Es wurden fünfzehn Patienten mit chronischer HBV Infektion eingeschlossen (10männlich; mittleres Alter 34,3; 8 HBeAg positiv; mittlere HBV DNA vor Therapie: 9,18 log10 Kopien/ml), die eine antivirale Therapie mit entweder Telbivudin oder Lamivudin über mindestens 48 Wochen erhielten. Vor Therapie und zu Therapiewoche 4 wurde HBV DNA aus Patientensera extrahiert und ein 1046 bp langes Fragment, welches die Domänen A-F der RT Region überspannt amplifiziert, kloniert und sequenziert. Die Quasispezies Komplexität (Shannon Entropie) und die mittlere genetische Diversität (Hamming Distanz) wurden zu Therapiebeginn und Woche 4 berechnet und mit dem virologischen und biochemischen Therapieansprechen korreliert.

Ergebnisse: Neun von 15 Patienten erreichten ein komplettes virologisches Ansprechen (HBV DNA <200 Kopien/ml) während der Beobachtungszeit. Ebenfalls 9 Patienten zeigten ein biochemisches Ansprechen (Normalisierung der ALT zu Therapiewoche 24). Es wurden durchschnittlich 22 Klone pro Patient sequenziert. Während die Höhe der Ausgangsviruslast bzw. der HBe-Antigenstatus tendenziell mit einem Therapieansprechen assoziiert waren (p=0,05 bzw. p=0,08) zeigten die QS Komplexität und Diversität vor Therapiebeginn keine Korrelation zum späteren Therapieerfolg (p>0,05). Die QS Komplexität zu Therapiewoche 4 war bei Nonresponderpatienten signifikant erhöht gegenüber Respondern auf der Nukleotid- bzw. auf der Aminosäureebene (p=0,01 bzw. p=0,04).

Schlussfolgerungen: Im frühen Stadium (Woche 4) der antiviralen Therapie mit Nukleosidanaloga mit niedriger bis mittlerer genetischer Barriere zeigte sich eine signifikante Korrelation der normierten Komplexität der HBV Quasispeziesheterogenität mit dem späteren kompletten virologischen Therapieansprechen. Die weitere Evaluation der dynamischen Evolution der HBV RT Quasispecies in größeren Kohorten unter Therapie mit verschiedenen antiviralen Substanzen ist daher indiziert.