Z Gastroenterol 2011; 49 - P419
DOI: 10.1055/s-0031-1285690

Unerwartet hohe Prävalenz der Hepatitis C im Ballungsraum Ruhrgebiet

M Ellrichmann 1, 2, V Dogiami 3, T Breuer 2, WE Schmidt 4, JM Otte 2
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Medizinische Klinik 1, Kiel, Germany
  • 2St. Josef Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Klinik 1, Bochum, Germany
  • 3Medizinische Klinik 3, St. Elisabeth Hospital, Bochum, Germany
  • 4St. Josef Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Medizinische Klinik I, Bochum, Germany

Einleitung: Die Seroprävalenz der Hepatitis C (HepC) ist in neueren Studien mit 1,6% in den USA und 0,7% in Deutschland beziffert worden. Dabei war jedoch eine signifikante Varianz zwischen ländlichen und urbanen Regionen auffällig. Die Identifizierung von HCV-positiven Individuen zwecks sachgerechter Beratung und Behandlung ist ein Hauptanliegen nationaler Präventionsprogramme. Ziel der Studie war es, die Prävalenz der Hepatitis C im Ruhrgebiet zu determinieren.

Methodik: Von 06/2009 bis 07/2010 wurden 8848 konsekutive Patienten (46,4% männlich, 53,6% weiblich) der Notaufnahme eines Hauses der Maximalversorgung untersucht. Neben der Bestimmung der HCV-Antikörper wurden die AST- und ALT-Werte sowie die Kopien der HCV RNA quantifiziert. Als Kontrolle dienten Werte von 30 Patienten mit bekannter replikativer HCV-Infektion.

Ergebnisse: Die anti-HCV Seroprävalenz betrug 3,49% (308/8828 Patienten). 209/330 (67,8%) der seropositiven Individuen wurden weiter untersucht. Eine virale Replikation war bei 72,7% dieser Patienten detektierbar (152/209). Dies entsprach einer Prävalenz der chronischen Hepatitis C von 1,72%. Bekannte Risikofaktoren waren nur bei 71,3% (149/209) dieser Patienten zu eruieren. Die Alters- und Geschlechtsverteilung der anti-HCV-positiven Individuen und gesunden Kontrollen war nicht unterschiedlich. Während die AST-Werte zwischen anti-HCV-positiven Individuen und gesunden Kontrollen signifikant unter-schiedlich waren (AST anti-HCV positiv: 66,3±6,9U/L vs. AST Kontrollen: 37,7±4,5U/L; p<0,01), differierten die ALT-Werte der Gruppen nicht signifikant (ALT Anti-HCV positiv: 65,8±10,5U/L vs. ALT Kontrollen: 49,5±13,9U/L; p>0,05).

Diskussion: Die Prävalenz der Hepatitis C liegt in urbanen Ballungsräumen deutlich höher als bisherige Daten vermuten lassen. Die alleinige Bestimmung der Transaminasen lässt keinen Schluss auf eine Seroprävalenz der HCV-Antikörper oder eine chronische Hepatitis C zu. Eine Revision der Risikostratifizierung sowie intensivere Screeninguntersuchungen könnten hingegen Grundlage effektiverer Präventionsprogramme sein. Darüber hinaus könnte die präklinische Identifikation HCV-positiver Individuen die Rate akzidenteller HepC Transmissionen unter Mitarbeitern der Gesundheitsberufe signifikant reduzieren.