Z Gastroenterol 2011; 49 - P420
DOI: 10.1055/s-0031-1285691

Erhöhte Prävalenz der chronischen Hepatitis B und C Infektion im Patientenkollektiv einer interdisziplinären Notaufnahme in Frankfurt am Main: Ergebnisse einer prospektiven Screeninganalyse an 10.215 Patienten

F Bert 1, A Rindermann 1, AM Abdelfattah 1, S Rossol 1
  • 1Krankenhaus Nordwest, Medizinische Klinik, Frankfurt am Main, Germany

Ziel: Die Prävalenzen der chronischen Hepatitiden B und C in der Allgemeinbevölkerung werden mit 0,6–0,9% angegeben. Die Population Frankfurts am Main und seiner Umgebung ist durch eine heterogene, multikulturelle Bevölkerungsschichtung und einem potentiell veränderten Risikoprofil chronischer Virushepatitiden gekennzeichnet. Deshalb führten wir eine prospektive Studie zur Erhebung epidemiologischer Daten hinsichtlich der chronischen HBV und HCV Infektion an konsekutiven Patienten einer interdisziplinären Notaufnahme Frankfurt am Main durch.

Material und Methode: Zwischen April 2009-Februar 2011 wurden bei insgesamt 10215 Patienten, die sich in der interdisziplinären Notaufnahme des Krankenhauses Nordwest in Frankfurt am Main vorstellten, HBsAg und HCV-AK bestimmt. Bei positivem (+) HBsAg bzw. HCV-Ak Nachweis erfolgte mittels PCR die quantitative Viruslastbestimmung.

Ergebnisse: Die Prävalenzen für HBsAg + und HCV-Ak + betrugen bei den 10215 Patienten 1,32% (n=135) bzw. 2,70% (n=276). Die Geschlechterverteilung der positiven Patienten war vergleichbar. Eine Viruslastbestimmung erfolgte bei 72,6% der HBsAg + (Gruppe 1) und bei 82,6% der HCV-Ak + (Gruppe 2) Patienten; Viruslast hatten in der Gruppe 1 42,9% bzw. in der Gruppe 2 41,7% d. F. Transaminasenerhöhungen zeigten 32,6% aller HBsAg + und 28,6% der Patienten mit erhöhter Viruslast bzw. 38,8% aller HCV-AK + und 57,9% der Patienten mit erhöhter Viruslast. Die ethnische Aufteilung ergab 8897 Kaukasier (Gruppe A) versus 1318 Patienten anderer Ethnien (Gruppe B). Die Prävalenzen betrugen für HBsAg + bzw. HCV-Ak + für die Gruppe A 1,1% bzw. 2,7% und die Gruppe B 2,9% bzw. 2,2%. Der Anteil an Doppelinfektionen HBV/HCV war gering (Gesamtprävalenz 0,5%); in 42,9% der Fälle waren zusätzlich erhöhte Transaminasen nachweisbar.

Fazit: Die Ergebnisse legen nahe, dass in einem Ballungsraum wie dem Rhein-Main-Gebiet mit einer erhöhten Prävalenz der chronischen Hepatitiden in der Allgemeinbevölkerung zu rechnen ist. Die betroffenen Patienten wissen zumeist nichts über die bestehende Infektion. Aus prognostischen Gründen für den Patienten (CI bzw. HCC) und aus gesamtgesellschaftlichen, gesundheitsökonomischen Gründen ist ein generelles HBsAg bzw. HCV-Ak Screening von Patienten, zumindest in Ballungsgebieten, zu überdenken.