Z Gastroenterol 2011; 49 - P510
DOI: 10.1055/s-0031-1285781

Gleichzeitige Leber- und Kolon-/Rektumresektion bei kolorektalem Karzinom im Stadium UICC IV: Eine Machbarkeitsanalyse mittels Matched-Pair-Vergleich

J Schuld 1, JE Slotta 1, B Jung 1, S Richter 1, MK Schilling 1, O Kollmar 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Germany

Einleitung: Unbehandelt beträgt das mediane Überleben bei hepatisch metastasierten kolorektalen Karzinomen zwischen fünf und zehn Monaten.

Patienten und Methoden: Patienten mit gleichzeitiger Leberresektion und kolorektalem Primäreingriff (A) wurden mittels Matched-Pair-Analyse mit Patienten, die sich einer alleinigen kolorektalen Resektion (B) unterzogen, verglichen. Matching-Kriterien waren Alter, ASA Score der Patienten sowie Lokalisation und TN-Stadium des Primärtumors.

Ergebnisse: Zwischen den Jahren 2001 und 2008 erhielten 84 Patienten zeitgleich eine Leber- und Kolon-/Rektumresektion. Diese 84 Patienten wurden mit Patienten aus einem Kollektiv gematcht, die eine alleinige Kolon-/Rektumresektion ohne Leberresektion erhielten (alle Patienten im Stadium UICC I-III). Patienten im mittleren Alter von 62,8±0,9 Jahren wurden eingeschlossen. Rektumkarzinome waren in beiden Gruppen gleich repräsentiert (A: 44 vs. B: 42 Patienten). In 73 Fällen wurde eine atypische Resektion, 4x eine links laterale Resektion, 4x eine anatomische Segmentresektion, 2x eine Hemihepatektomie rechts sowie einmal eine RFA durchgeführt. Der intraoperative Blutverlust (A: 329±37ml vs. B: 301±36ml), die Operationsdauer (A: 194±10min vs. B: 193±11min) sowie die Dauer des stationären Aufenthaltes (A: 20,1±2,4d vs. B: 17,0±1,0d) unterschieden zwischen beiden Gruppen nicht. Die chirurgische und medizinische Gesamtkomplikationsrate war in der Gruppe A verglichen mit Gruppe B signifikant höher (26,8% vs. 12,2% respektive 11,9% vs. 2,4%). Patienten der Gruppe A erhielten tendenziell peri- und postoperativ häufiger eine Transfusion (26,8% vs. 15,7%;). Unabhängig vom gewählten Operationsverfahren war in der multivariaten Analyse ein ASA-Score >2 der größte Risikofaktor für das Auftreten einer Komplikation (OR=4,8; 95%CI 1,6–14,3; p=0,04).

Schlussfolgerung: Die gleichzeitige Resektion von synchronen Lebermetastasen ist bei allen Tumorlokalisationen ohne Erhöhung der postoperativen Morbidität im Rahmen einer parenchymsparenden Resektion bei ASA I und II Patienten durchführbar. Erweiterte Leberresektionen zeitgleich mit großen kolorektalen Eingriffen gehen mit einer deutlichen Erhöhung der postoperativen Morbidität einher.