Fragestellung: Skeletale Metastasen werden in 65–75% aller Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom
diagnostiziert. Die erhöhte Knochenresorption führt zu osteolytischen Metastasen und
ist so für die ausgeprägte Morbidität und Frakturgefahr bei diesen Patientinnen verantwortlich.
Die Therapie mit Bisphosphonaten zur Verhinderung der Osteoklasten vermittelten Knochenresorption
stellt den derzeitigen Goldstandart dar. Ebenso spielt die Angiogenese für das Microenvironment
des Knochens eine bedeutende Rolle. In dieser experimentellen Untersuchung soll die
Wertigkeit einer Bisphosphonattherapie in Kombination mit einer antiangiogentischen
Therapie mit dem Multithyrosinkinaseinhibitor Sunitinib (SU) bestimmt werden.
Methode: MDA-MB231 Zellen, stabil mit dem Fluoreszenzmarker dsRed transfiziert, wurden in
den linken Ventrikel von 6–8 Wochen alten Fox -/- Nacktmäusen injiziert. In diesem
etablierten Mausmodell entwickeln sich innerhalb von 4–6 Wochen ausgeprägte Knochenmetastasen.
Durch in-vivo Passagen der Modellzellen, bilden sich nahezu ausschließlich Metastasen
im Knochen. Gruppen zu je 6–10Mäusen wurden mit SU allein (40mg/kg), Zoledronsäure
(ZA) allein (20µg/kg/Woche) oder Kombination von beiden Medikamenten behandelt. Der
Behandlungsplan war quasi präventiv, beginnend 2 Tage vor Tumorzellinokkulation. Die
Kontrollgruppe erhielt lediglich eine Behandlung mit der Vehikelsubstanz. Die Tumorentwicklung
wurde mithilfe des fluoreszierenden Signals in vivo und durch nativradiologische Techniken
longitudinal beobachtet. Nach Abschluss der Beobachtungszeit wurden repräsentativ
Tumorproben immunhistochemisch in Bezug auf die Angiogenese (CD31), der Ausdehnung
der Metastase und der Osteoklastenaktivität (TRAP-assay) analysiert.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung in der Kombination (SU+ZA) signifikant
die Größe der entstehenden osteolytischen Metastasen reduziert, das Wachstum des Tumors
im Knochen insgesamt jedoch steigert. In der Monotherapie lassen sich diese Effekte
nicht zeigen. Entsprechend reduziert sich die Osteoklastenaktivität (TRAP-assay) unter
der Kombinationstherapie. Im Gegensatz dazu konnte die Kombinationstherapie die Angiogenese
nicht suffizient inhibieren, die Monotherapie mit SU generiert jedoch eine signifikante
Inhibierung der Angiogenese.
Schlussfolgerung: Die paradoxen Ergebnisse der Kombinationstherapie geben Hinweise auf die komplexe
Tumorbiologie der ossären Metastasierung. Angiogenese unabhängige Signaltransduktionswege
scheinen in der Kombinationstherapie die Tumorprogression besonders stark voranzutreiben.
Dieses Beispiel zeigt, dass ein besseres Verständnis für diese Mechanismen benötigt
wird, bevor molekulare Wirkstoffe in neuen Kombinationen klinisch getestet werden
sollten. Die Verlaufsbeurteilung des Tumorprogresses mittels molekularem Imaging ist
in Bezug auf die Tumorgröße und der limitierten Auflösung derzeit der konventionellen
Röntgentechnik unterlegen.