Fragestellung:
Die klinische Diagnose des HELLP-Syndroms basiert auf maternalen Veränderungen, welche
die pathophysiologische Endstrecke der Erkrankung widerspiegeln. Eine frühzeitige
Diagnosestellung könnte dazu beitragen, das maternale und fetale outcome zu verbessern.
Als neue diagnostische Marker finden microRNAs (miRNAs) zunehmend Beachtung. Ziel
dieser Arbeit war es, ein für das HELLP-Syndrom spezifisches miRNA-Expressionsmuster
aus maternalen Serumproben zu identifizieren.
Methode:
Präpartale Blutentnahme bei Diagnosestellung eines HELLP-Syndroms. Die Kontrollproben
wurden von gesunden Schwangeren unter Beachtung des Gestationsalters gewonnen (1:1
matched pairs). Analyse der miRNA-Expression (n=6 Paare) mittels TaqMan® Array Human MicroRNA Card Set v3.0. Verwendung von Serumäquivalenten zum Vergleich
der Expressionslevel. Berechnung der Expressionsdifferenzen gemäß 2-ΔG mit ΔG=CT HELLP – CT Kontrollen. Validierung der Daten für zehn different exprimierte miRNAs unter Verwendung spezifischer
qRT-PCR Einzelassays (n=7 Paare).
Ergebnisse:
Maternale Serumproben von HELLP-Patientinnen zeigen gegenüber gesunden Kontrollen
ein spezifisches miRNA-Expressionsmuster. Einige dieser miRNAs sind organspezifisch,
so z.B. miR-517b, welche rein trophoblastär exprimiert wird. Für fünf miRNAs konnten
wir nach Validierung eine Überexpression (2-ΔG ≥2,0) bei HELLP-Syndrom bestätigen: miR-122, miR-133a, miR-144, miR-222 und miR-758.
Am deutlichsten waren die Ergebnisse für die hepatogen exprimierte miR-122 (RQ 17,8),
welche eine klare Differenzierung zwischen beiden Gruppen ermöglichte (ROC-Analyse:
AUC=0,82).
Schlussfolgerung:
Serum-miRNA-Analysen erlauben eine Abgrenzung des HELLP-Syndroms gegenüber gesunden
Kontrollen. Der Nachweis gewebespezifischer miRNAs zeigt, dass sich krankheitsassoziierte
Organveränderungen im Serum widerspiegeln. Eine Störung der plazentaren miRNA-Expression
infolge einer gestörten Plazentaentwicklung könnte somit frühzeitig im maternalen
Serum nachweisbar sein. Diesbezüglich bedarf es weitergehender Untersuchungen. Mit
klinischer Manifestation der Erkrankung kommt es zu Veränderungen des miRNA-Expressionsmusters,
welche aufgrund ihrer Sensitivität (z.B. miR-122) eine frühe differenzialdiagnostische
Abgrenzung des beginnenden HELLP-Syndroms ermöglichen können.
Darüber hinaus helfen Expressionsanalysen wie diese, miRNAs zu identifizieren, welche
im Rahmen der Plazentation und ihren Störungen von funktioneller Bedeutung sind. Von
Interesse ist hierbei v.a. die anti-angiogen wirkende miR-222.