Zentralbl Chir 2011; 136 - P_63
DOI: 10.1055/s-0031-1289094

Intraductal papillär muzinöse Neoplasie des Pankreas (IPMN) – Eine problematische Operationsindikation

C Winkel 1, O Horstmann 2
  • 1Städtische Kliniken Mönchengladbach, Mönchengladbach, Germany
  • 2Städtische Kliniken Mönchengladbach, Chirurgie, Mönchengladbach, Germany

Hintergrund: Bei der intraductalen papillär muzinösen Neoplasie des Pankreas handelt es sich um einen seltenen, cystischen Tumor, welcher eine obligate Präkanzerose darstellt. Das Problem bei dieser Veränderung stellt die hohe Gefahr der malignen Entartung und die Abgrenzung von serösen und muzinösen Zystadenomen dar.

Fallbericht: 68-jährige Patientin mit progredienten epigastrischen Schmerzen. In der Abdomen-sonografie zeigte sich eine zystische Raumforderung (2cm) im Caput pancreatis. In der Endosonografie wurde eine unklare Pankreaszyste beschrieben (2cm). Bei der Differenzialdiagnose eines serösen/muzinöses Zystadenom/IPMN wurde eine Feinnadelpunktion und MRCP ausgeführt. Hier zeigte sich im Bereich des Pankreaskopfes eine 2,3cm große Zyste mit breiter Beziehung zum distalen Ductus pancreaticus. Ein Fischmaulaspekt im Bereich der Papille, die klassischerweise für ein IPMN spricht, war nicht zu erkennen. Der Ductus wirsungianus war grenzwertig weit (3mm). In der Feinnadelpunktion war das CEA mit 33,5ng/ml geringgradig erhöht. Aufgrund dieser Befunde wurde der Patientin zunächst eine Verlaufskontrolle nach 6 Monaten empfohlen.

Der Patientin wurde bei identischen Befunden in der Kontrolluntersuchung trotz der geringen Größe und des fast normwertigem CEA bei Bezug zum Hauptpankreasgang, der zunehmenden Schmerzsymptomatik und vor allem aufgrund der unklaren Dignität eine operative Resektion im Sinne einer pyloruserhaltenden Duodenopankreatektomie empfohlen.

Histologisch wurde eine intraductal- papillär- muzinöse Neoplasie mit low grade Dysplasien beschrieben. Nach unkompliziertem postoperativem Verlauf konnte die Patientin nach 14 Tagen aus der stationären Betreuung entlassen werden.

Diskussion: IPMN sind selten. Sie wurden erstmals 1982 beschrieben, seit 1996 ist die IMPN durch die WHO definiert. Sie stellt 21–33% aller zystischen Pankreastumoren dar.

Das Entscheidungskriterium zu einer operativen Therapie stellt der Malignomverdacht dar. Aktuelle Empfehlungen favorisieren ein resezierendes Verfahren bei V.a. eine IPMN im Ductus wirsungianus, bei einer Zystengröße über 3cm, beim Nachweis knotiger, fester Strukturen, bei symptomatischen Patienten, sowie einer deutlichen CEA Erhöhung im Zystensekret.

Bei invasivem Wachstum liegt die Kurationschance trotz Resektion nur noch bei 30%, sodass die Indikation zur Resektion unseres Erachtens nach großzügig gestellt werden sollte, um den Übergang in ein Carcinom zu verhindern.