Geburtshilfe Frauenheilkd 2011; 71 - A17
DOI: 10.1055/s-0031-1292708

Neovagina-Bildung Besondere Fälle: MKRHS

JB Kobela 1, D Chuvashkin 1, A Popiela 1
  • 1Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, Frauenklinik, Cottbus, Germany

Hintergrund: Der Entwicklung der Peritonealtechnik widmete man sich schon sehr früh in Russland (seit ca. 1970). Sie gilt bis heute als Goldstandard. Vorkommen der Aplasia vaginae bei ca. 1:4000 geborene Mädchen. Sie ist fast immer Symptom beim Mayer-Rokitansky-Küster-(Hauser)-Syndrom (MRKS). Oberste Ziele sind die Erhöhung der Patientinnenzufriedenheit und die Verkürzung der Zeit bis zur Restitutio ad integrum.

Operationsmethode: Peritonealscheide: Nutzung des östrogensensiblen Pelveoperitoneums als Gleischiene für die Epithelisierung des geschaffenen künstlichen Scheidenhohlraumes. Tunnelbildung (im klass. Sinne nach Wharton), Inzision und Mobilisierung des Douglasperitoneums, Herunterziehen bis zum Introitus vaginae, Fixierung der Peritonealblätter, Peritonealverschlussnähte oberhalb des Uterusrudimentes (falls vorhanden).

Fallvorstellungen: Operative Methode: pelviskopisch assistierte Kolpopoesis vaginalis unter Verwendung von Pelveoperitoneum. Beide Patientinnen mit primärer Amenorrhoe, Aplasia vaginae bei MKRHS. Pat. 17J.: Uterus fehlt, postoperative Vagina 13–14cm lang, 4cm breit. Demissio am 8. postop. Tag. Vaginale Dilatation über 2 Wochen, da kein GV. Pat. 19J.: Uterusrudiment 1×2cm groß, Scheide 4cm lang, blind endend. Postoperative Vagina 14cm lang, für gut 2 Finger durchgängig. Demissio am 7. postop. Tag. Zwei Monate später komplikationsloser GV, keine Fistelbildung.

Outcome: Äußeres Erscheinungsbild, anatomische Lage und physiologische Gegebenheiten gleichen einer natürlichen Vagina. Geringere Komplikationsrate bei ausschließlich vaginalem Präparationsweg. Klemmenklettertechnik mit sagittal gestellten Einzelknopfnähten zum Hervorziehen des Blasenperitoneums von den Seiten beginnend, führt zur gleichzeitigen Zuspitzung des oberen Vaginalpols und wirkt somit einer sternförmigen Narbenbildung entgegen. Dauerhaft resultierende Neovaginalängen von 10–12cm, Weite gut 3cm (auch ohne Phantombehandlung). Nach kürzester Zeit sind normale Kohabitationen und ein Zurückfinden in das Alltagsleben möglich.

Referenzen: Patientinnenfälle aus dem CTK Cottbus (operiert von Herrn Dr. A. Popiela, CA der Frauenklinik des CTK Cottbus); S1-Leitlinie Gyn. 015/052 der DGGG: weibl. genitale Fehlbildungen; „Die Peritonealscheide in ihrer OP-Modifikation nach Radzuweit unter besonderer Berücksichtigung der Langzeitergebnisse, Dissertation von J. Wernecke (Sondershausen, 09/2010); „Gynäkologische Operationen“, Kyank/Schwarz, J.A. Barth-Verlag (unter Mitarbeit von H. Radzuweit); durch Herrn Prof. Dr. med. Radzuweit zur Verfügung gestellte Unterlagen