Z Gastroenterol 2012; 50 - P3_16
DOI: 10.1055/s-0031-1295858

Prospektive diagnostische und prognostische Evaluation der transienten Leberelastographie bei kritisch kranken Patienten auf einer internistischen Intensivstation

A Koch 1, A Horn 1, H Dückers 1, C Trautwein 1, F Tacke 1
  • 1Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Aachen, Aachen

Hintergrund: Lebersteifigkeit, gemessen mit der transienten Elastographie (FibroScan), ist bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen eng mit Leberfibrose assoziiert, aber ebenfalls erhöht bei akuter Hepatitis, akutem Leberversagen oder Cholestase. Leberfunktionsstörungen sind bei Intensivpatienten, auch ohne bekannte vorbestehende Lebererkrankungen, häufig und mit der Letalität assoziiert. Wir untersuchten die transiente Leberelastographie zur frühzeitigen Erkennung von Leberfunktionsstörungen und Risikostratifizierung in der Intensivmedizin.

Methodik: Prospektive Evaluation von 108 kritisch kranken Patienten unserer internistischen Intensivstation mittels longitudinaler Lebersteifigkeitsmessungen während des Intensivaufenthalts (Aufnahmetag, Tag 3, Tag 7, wöchentlich).

Ergebnisse: Lebersteifigkeit ließ sich valide in 71% der Intensivpatienten bei Aufnahme messen (Tag 3: 65%, Tag 7: 63%). Kritisch kranke Patienten (n=108) zeigten signifikant höhere Lebersteifigkeitswerte als Patienten der Normalstation (n=25). Höchste Lebersteifigkeitswerte wurden bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose bestimmt. Andere Krankheitsentitäten (z.B. Sepsis) oder Begleiterkrankungen (Diabetes, Adipositas) beeinflussten die Lebersteifigkeit nicht. Zum Aufnahmezeitpunkt auf Intensivstation spiegelt die Lebersteifigkeit das Ausmaß der Lebermitbeteiligung (Lebersyntheseleistung, Fibrose und Cholestase) wider. Während der intensivmedizinischen Behandlung wird die Lebersteifigkeit vor allem durch die Volumenlast bestimmt (akutes Nierenversagen, Herzinsuffizienz und Volumentherapie). Lebersteifigkeitswerte >18 kPa bei Aufnahme sind mit einer erhöhten Intensiv- und Langzeitletalität assoziiert.

Schlussfolgerung: Die transiente Leberelastographie ist ein nützliches und praktikables Verfahren zur frühen Untersuchung von Leberfunktionsstörungen von kritisch kranken Patienten bei Aufnahme auf die Intensivstation dar und kann Patienten mit hohem Sterblichkeitsrisiko identifizieren.