Dialyse aktuell 2011; 15(9): 494
DOI: 10.1055/s-0031-1296045
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diagnostik in der Nephrologie

Gunter Wolf
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Publication Date:
07 November 2011 (online)

Die Anzahl der Menschen mit Nierenerkrankungen nimmt insgesamt zu, insbesondere die sogenannten Volkserkrankungen wie Diabetes mellitus und Bluthochdruck tragen zu einem Anstieg der Zahl von Patienten mit terminaler, dialysepflichtiger Niereninsuffizienz bei. Im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen wie beispielsweise der koronaren Herzerkrankung verlaufen Nierenerkrankungen über Jahre unbemerkt und symptomarm. Unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Blutarmut oder auch neurologische Störungen treten erst im Endstadium einer Nierenerkrankung auf und können deshalb nicht zur frühen Diagnose beitragen. Bei einer frühen Diagnose einer Nierenerkrankung verlangsamt eine adäquate Therapie das Fortschreiten der Erkrankungen, wenn sie sie nicht gar aufhält. Daher ist es extrem wichtig, die Nierenerkrankung frühzeitig zu erkennen. Deshalb nimmt sich die vorliegende Ausgabe der Dialyse aktuell dieses wichtigen Themas an.

Im Rahmen von Screeninguntersuchungen auf Nierenerkrankungen steht neben der Blutdruckmessung die Untersuchung des Urins mit Teststreifen an allererster Stelle. Ein positives Ergebnis der Streifentestanalyse muss unbedingt weiter abgeklärt werden, zum Beispiel durch eine mikroskopische Untersuchung des Harnsediments bzw. eine quantitative Bestimmung der Eiweißausscheidung. Hierbei spielt der Nephrologe eine ganz entscheidende Rolle. Leider wird immer wieder beobachtet, dass Patienten mit mikroskopischer Hämaturie über Jahre von Urologen betreut werden (z. B. mit Verdacht auf rezidivierende Blasenentzündungen). Dann werden multiple Blasenspiegelungen durchgeführt, um später festzustellen, dass die entsprechenden Patienten an einer chronischen (behandelbaren) Glomerulonephritis litten und die Diagnose dann erst beim Eintritt der terminalen Niereninsuffizienz gestellt wird. Das wichtige Thema der Urindiagnostik in der Nephrologie handeln die Kollegen Fünfstück und Scherberich ausführlich ab.

Die Nierenbiopsie hat in der Diagnostik nephrologischer Erkrankungen einen unverändert zentralen Stellenwert zur Differenzialdiagnose der Nierenfunktionseinschränkung. Auch bei Proteinurie mit oder ohne glomeruläre Hämaturie ist die Durchführung einer Nierenbiopsie nach wie vor der Goldstandard in der Diagnostik. Nach einer Nierentransplantation ist die Transplantatnierenbiopsie ein etabliertes Verfahren zur Differenzialdiagnostik einer möglichen Nierentransplantatfunktionsverschlechterung. Ott und Wolf stellen die Indikation zur Nierenbiopsie und die Durchführung, die standardisiert angewendet werden sollte, im Detail dar.

Die Sonografie ist seit vielen Jahren die Basis der Bildgebung in der klinischen nephrologischen Praxis und dient insbesondere dazu, zwischen akuten und chronischen Nierenerkrankungen zu unterscheiden und einen Harnstau auszuschließen. Der große Vorteil einer Sonografie ist die fehlende potenzielle Nephrotoxizität durch Kontrastmittel. Schnittbildverfahren wie CT (Computertomografie) oder MRT (Magnetresonanztomografie) spielen insbesondere im Grenzgebiet der Nephrologie und Urologie beispielsweise zur weiteren Diagnostik unklarer Zysten eine wesentliche Rolle. Pfeil et al. stellen die Wertigkeit nichtinvasiver bildgebender Verfahren und deren technische Innovation in der Nephrologie einschließlich sehr moderner Verfahren dar.

Ich hoffe, mit dem vorliegenden wissenschaftlichen Schwerpunkt dieser Ausgabe der Dialyse aktuell den praktisch tätigen Kollegen aktuelle Aspekte zum Thema ”Diagnostik in der Nephrologie“ umfassend darstellen zu können.

Prof. Dr. Gunter Wolf, MHBA, Jena