Pneumologie 2011; 65 - A4
DOI: 10.1055/s-0031-1297379

Katamenialer Pneumothorax – Eine Erkrankung des Zwerchfells?

C Koops 1, J Straßburg 1, R Morgen 1, S Sklenar 1, A Pereszlenyi 1, S Eggeling 1
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Thoraxchirurgie, Vivantes Thoraxzentrum, Berlin

Kasuistik:

Eine 42-jährige Patientin stellte sich mit Dyspnoe und Schmerzen im rechten Brustkorb vor. Menstruation vor 2 Tagen. Anamnestisch bekannte Endometriose II° und bereits 4 Episoden eines Spontanpneumothorax rechts. Jedes Mal in zeitlichem Zusammenhang mit der Menstruation. Radiologisch zeigte sich ein erneuter Pneumothorax rechts.

Es erfolgte die explorative Thorakoskopie mit Lungenspitzenresektion mittels Staplertechnik. Bei der Exploration des Diaphragma zeigten sich mehrere Zwerchfelldefekte mit dem begleitenden makroskopischem Befund von Endometrioseherden. Die Zwerchfelldefekte wurden mit einer partiellen Zwerchfellresektion entfernt. Histologisch bestätigte sich später die diaphragmale Endometriose. Pulmonale Herde bestanden nicht. Anschließend erfolgte die lokale (basale) Talkumpoudrage zur Rezidivprophylaxe. Unter weiterer Hormontherapie blieb die Patientin rezidivfrei.

Katamenialer Pneumothorax:

Definitionsgemäß ist der katameniale Pneumothorax ein rezidivierendes Ereignis, welches 72h vor oder nach der Menstruation eintritt. Das Auftreten ist zu 95% auf der rechten Seite. Pathogenetisch kann die Luft entweder durch die Tuben und die Bauchhöhle durch diaphragmale Defekte in die Pleurahöhle aufsteigen oder der Pneumothorax durch die Abstoßung oberflächlicher pulmonaler Herde entstehen. Die menstruationsabhängige Abstoßung der Endometrioseherde führt dann zu Schmerzen, zur Blutung und/oder zum Pneumothorax. Eine eindeutige Therapieempfehlung existiert nicht. In den wenigen beschriebenen Fällen in der Literatur werden differente Vorgehensweisen beschrieben.

Schlussfolgerung:

Das Auftreten eines katamenialen Pneumothorax bei extragenitaler Endometriose ist extrem selten. Durch die Endometrioseherde können Defekte des Zwerchfells unterschiedlicher Größe auftreten. Bei der ohnehin indizierten Operation beim Rezidivpneumothorax ist die Inspektion des Diaphragma obligat. Bei bestehenden Defekten des Zwerchfells sind diese ggf. zu versorgen. Eine Spitzenresektion, die Resektion von Endometrioseherden, Talkumpoudrage oder eine partielle Pleurektomie sollten befundabhängig erfolgen. Als langfristige Rezidivprophylaxe ist eine unterstützende hormonelle Therapie auf jeden Fall sinnvoll.