Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2012; 6(3): 211-228
DOI: 10.1055/s-0031-1298631
Unterer Gastrointestinaltrakt, Koloproktologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tumoren und Präkanzerosen im Analbereich

M. Wolff
1   Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Klinikum Koblenz-Mayen, St. Elisabeth Mayen
,
M. Kaminski
2   Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Juni 2012 (online)

Tumoren und Präkanzerosen des Analkanals und der perianalen Region entziehen sich oft einer frühzeitigen Erkennung und damit der rechtzeitigen Behandlung. Dies ist bedingt durch die unspezifischen Symptome, Schamhaftigkeit der Patienten und Schwierigkeit der Diagnose bei einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen, die sich mit dieser Körperregion befassen.

Für die Entstehung von gutartigen Analtumoren, Präkanzerosen und Analkarzinomen spielen humane Papillomaviren eine bedeutende Rolle. Die häufigsten gutartigen Tumoren sind Marisken, Analfibrome und Condylomata acuminata. Spitze Kondylome werden je nach Lokalisation und Ausdehnung entweder äußerlich behandelt oder mechanisch abgetragen.

In der Gruppe von intraepithelialen Neoplasien wird heute eine Reihe von klinischen Krankheitsbildern zusammengefasst, die als intraepitheliale Karzinome und damit als Präkanzerosen angesehen werden: Morbus Bowen, bowenoide Papulose und Morbus Paget. Abgesehen vom Morbus Paget liegt auch hier eine HPV-Assoziation vor. Die Therapie besteht in der lokalen Exzision, ggf. plastischen Deckung und regelmäßigen klinischen Kontrollen.

Das Analkarzinom ist mit ca. 1 % aller gastrointestinalen Tumoren selten und in 80 % assoziiert mit einer HPV-16-Infektion, die sexuell übertragen wird. Das Analkarzinom betrifft vorwiegend Frauen ab dem 6. Lebensjahrzehnt, jedoch sind zunehmend auch jüngere homosexuelle und HIV-positive Männer betroffen. Die primäre Standardtherapie des regional begrenzten Analkarzinoms ist heute die Radiochemotherapie mit 5-Fluorouracil und Mitomycin C. Nur bei mikroinvasiven T1-Karzinomen kommt eine lokale Abtragung infrage. Bei Tumorpersistenz, Rezidiv oder lokalen Komplikationen wie Kloakenbildung, Fistel oder Inkontinenz ist eine abdominoperineale Rektumexstirpation indiziert.

Analrandkarzinome werden wie Hauttumoren eingeteilt und behandelt. Bei T1/2-Stadien ist eine lokale Exzision indiziert, bei höheren Tumorstadien erfolgt die Therapie nach den Prinzipien der Behandlung des Analkanalkarzinoms.