Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13(01): 23
DOI: 10.1055/s-0031-1301132
Forum
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchbesprechung

Contributor(s):
Beate Bestmann
1   WINEG Hamburg
,
Thomas Küchler
2   Referenzzentrum Lebensqualität UKSH Campus Kiel
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 January 2012 (online)

 
Zoom Image

"Wer lesen kann ist klar im Vorteil" – ein Sprichwort in der deutschen Umgangssprache, auch eine These, die sich in der Wissenschaft nach entsprechender Aufbereitung der vorhandenen Daten verifizieren ließe. Am Ende dieses Prozesses würde dann ein statistisch signifikantes Ergebnis stehen. Oder etwa nicht?

Selbst diese scheinbar schlichte Hinterfragung birgt ihre Tücken: Wie kann aus "Vorteil" ein messbarer Begriff werden, welche Bedingungen müssen erfüllt sein, um das Kriterium "Lesen können" als gegeben anzunehmen, haben wir es hier mit nominalen oder kontinuierlichen Daten zu tun, wie viele Versuchspersonen brauchen wir, um unsere These als statistisch signifikant zu belegen?

Es ist den Autoren dieses Buches hoch anzurechnen, dass sie das weite Feld der Statistik so aufbereiten, dass zumindest die Chance besteht, hier wirklich etwas zu verstehen. Denn Verständnis statistischer Prozeduren ist – so ungern dies mancher hören mag – die conditio sine qua non für die Bewertung wissenschaftlicher Ergebnisse, ob nun der eigenen oder der publizierten Forschung. Das vorliegende Buch leistet hier wichtige Hilfe: Es umfasst in ausreichend verständlicher Form und mit überwiegend anschaulichen Beispielen das gesamte Feld der wissenschaftlichen Aufbereitung, bespricht die Überführung von Ereignissen in Zahlen bis hin zur nachvollziehbaren Darstellung der Ergebnisse. Ohne den Leser zu verlieren werden die Themen vertieft, mit meist ausgezeichnetem Anschauungsmaterial. Auch wenn die Autoren den Fokus auf die Chirurgie legen weist das Anwendungsgebiet des Buches weit über diese Zielgruppe hinaus.

Es ist jedoch auch Kritisches anzumerken: Der professionelle Statistiker findet durchaus Fehler, auch wenn diese nicht als gravierend anzusehen sind, der international tätige Wissenschaftler stößt sich an manchen Stellen an kleineren Abweichungen von der eben international üblichen Nomenklatur (OR als sowohl "Operating Room" als auch "odd’s ratio"), und selbst der geneigte Leser reibt sich bei manchen Beispielen verwirrt die Augen (z. B. bei Abb. 3. 8: auch wenn man der Logik folgt und bereit ist in "allgemein" und "krankheitsspezifisch" zu unterscheiden – die zugeordneten Begriffe machen hier ganz wenig Sinn). Dennoch: ein nützliches und im Gegensatz zu manchen Standardwerken wirklich hilfreiches Buch. Es ist den Autoren zu wünschen, dass sie die zweite Auflage von einigen kleinen Fehlern bereinigen und ihre Beispiele noch einmal einer kritischen Evaluation unterwerfen. Hier könnte eine noch stärkere Rückbesinnung auf die "McMaster-Tradition", in der dieses Buch ohne Frage steht, vielleicht helfen. Alles in allem: empfehlenswert bis unverzichtbar.

Dr. Beate Bestmann, WINEG Hamburg
Prof. Dr. Thomas Küchler, Referenzzentrum Lebensqualität UKSH Campus Kiel