Laryngorhinootologie 2012; 91(03): 158-159
DOI: 10.1055/s-0032-1304141
Referiert und diskutiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronischer Tinnitus - Kann Melatonin Ohrgeräusche lindern?

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Publikationsdatum:
22. Februar 2012 (online)

In den USA leiden etwa 40 Mio. Menschen an chronischem Tinnitus, oft gepaart mit Schlafstörungen. Definitive Behandlungsmöglichkeiten fehlen. Kleinere Studien berichten über positive Erfahrungen mit dem Schlafhormon Melatonin. Die veröffentlichten Ergebnisse einer großen doppelblinden, placebokontrollierten Crossover-Studie untermauern dies.
Ann Otol Rhinol Laryngol 2011; 120: 433–440

Melatonin besitzt neben antioxidativen Effekten eine regulierende Wirkung auf den Schlaf-Wach-Rhythmus, das autonome Nervensystem, den Blutdruck und den Muskeltonus. A. Hurtuk et al. untersuchten die Wirksamkeit des Hormons in der Behandlung des chronischen Tinnitus. Ein weiteres Ziel war es, Patienten zu identifizieren, die von dieser Therapie besonders profitieren. Dazu randomisierten die Forscher 61 Patienten im Alter von 34–86 Jahren, die seit mindestens 6 Monaten unter Tinnitus litten, auf 2 Therapiearme: Die eine Gruppe erhielt 30 Tage lang 3mg Melatonin zur Nacht, die andere Gruppe Placebo. Es folgte eine 4-wöchige Auswaschphase. Danach erhielten die Patienten für weitere 30 Tage die jeweils andere Therapie. Der Therapieerfolg wurde mittels Audiometrie, einschließlich Tinnitus-Matching (TM, Prüfung von Intensität und Art des Geräusches), geprüft. Validierte Fragebögen, wie der Tinnitus-Severity-Index (TSI) mit seiner Subskala Self Rated Tinnitus (SRT), der Pittsburgh-Sleep-Quality-Index (PSQI) und der Beck Depression Inventory (BDI), dienten der regelmäßigen Erfassung von Tinnitusschweregrad und -lautheit sowie der Schlafqualität und der Schwere depressiver Symptomatik. Die Tinnitusdauer betrug im Schnitt 127 Monate. 85% der Patienten litten an beidseitigem Tinnitus.