In den zurückliegenden Studien der GPOH-HD-Gruppe und der EuroNet-PHL-Gruppe wurden
die Procarbazin-vermittelte Infertilität bei männlichen Patienten und die Radiotherapie-induzierte
Entwicklung von Sekundärmalignomen als wesentliche Spätfolgen identifiziert und in
den aktuellen Therapieplanungen berücksichtigt. Künftig können aber auch weitere Langzeitfolgen
wie z.B. Anthrazyklin-induzierte Kardiotoxizität an Bedeutung gewinnen. Insofern ist
eine konsequente Langzeitnachsorgestrategie für zukünftige Therapieprotokollplanungen
sinnvoll und notwendig. Durch Zusammenarbeit mit dem DKKR, dem von der GPOH-initiierten
VIVE-Befragungsprojekt auf der einen Seite, den POH-Zentren, den in Planung befindlichen
interdisziplinären Nachsorgezentren und der German Hodgkin Study Group (GHSG) sollen
künftig möglichst vollständige Langzeitnachsorgedaten von Patienten, die im Kindes-
und Jugendalter wegen eines Hodgkin-Lymphoms behandelt wurden, erhoben und einer überprüfbaren
medizinischen Bewertung zugeführt werden. Durch kliniknahe Grundlagenforschungsprojekte
soll zudem die Basis geschaffen werden, die genetische Prädisposition für bestimmte
Therapie-assoziierte Spätfolgen abschätzen zu können. Derartige Analysen könnten bei
der weiteren Individualisierung der Therapiestrategie mithelfen, das Ziel sehr guter
Heilungsraten und möglichst geringer Langzeitfolgen zu erreichen, in dem je nach individuellem
Risikoprofil eine intensivere Chemotherapie oder eine Chemo-Radiotherapie Kombination
mit weniger intensiver Chemotherapie verabreicht würde.