Zeitschrift für Phytotherapie 2012; 33 - P28
DOI: 10.1055/s-0032-1313268

Kutane antioxidative Wirkung von Johanniskrautextrakt (Hypericum perforatum): In-vitro-, Ex-vivo- und In-vivo-Untersuchungen

MC Meinke 1, S Schanzer 1, S Arndt 1, A Kleemann 2, J Lademann 1
  • 1Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité – Universitätsmedizin Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Deutschland
  • 2Klosterfrau Berlin GmbH, Berlin, Deutschland

Johanniskrautzubereitungen zeigen eine entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung in der Haut [1]. Laut Literatur besitzt Hypericum perforatum (HP) außerdem eine leichte bis moderate antioxidative Wirkung. In der Haut wurde die antioxidative Wirkung bisher nicht beschrieben. Die Verwendung von Antioxidanzien in der Basispflege ist ein innovativer Ansatz in der medizinischen Kosmetik. Kommerziell erhältliche und mit vertretbarem Aufwand zu etablierende Verfahren zur Messung der antioxidativen Kapazität (z.B. DPPH-, TEAC-, Lipid-Assay) sind nur auf lösliche Proben anzuwenden. Daher wurde für die Bewertung der antioxidativen Eigenschaften eines CO2-HP-Extraktes in einer Cremegrundlage die Elektron-Spin-Resonanz (ESR)-Spektroskopie eingesetzt, die die Untersuchung von der Creme selbst bis zu deren Wirkung in der Haut in vitro als auch in vivo ermöglicht.

Die radikalfangende Kapazität der HP-haltigen Creme wurde über den »Radical Protection Factor (RPF)« [2] mittels ESR-Messungen bestimmt. Hierbei zeigte sich eine hohe radikalfangende Wirkung mit einer linearen Abhängigkeit von der HP-Konzentration von 0,5–5%.

Die Schutzwirkung einer HP-haltigen Creme gegenüber der Radikalbildung durch Infrarot-Bestrahlung wurde am Hautmodell ex vivo untersucht. Als Vergleich wurden eine Probe ohne Creme bestrahlt sowie eine Probe, die nur aus der Cremegrundlage ohne den Zusatz von HP besteht. Als Kontrollen wurden die jeweiligen unbestrahlten Proben mitgeführt. Gegenüber der Probe ohne Creme bewirkte die Creme mit HP eine signifikante Senkung der Radikalbildung. Die Creme ohne HP erreichte ebenfalls eine Reduktion, die aber von wesentlich geringerem Ausmaß war und allein durch die optischen Eigenschaften begründet sein kann [3].

ESR-In-vivo-Untersuchungen an 12 Probanden zeigten, dass durch eine 4-wöchige Applikation der HP-haltigen Creme die mit sichtbarem und infrarotem Licht induzierte Radikalbildung drastisch reduziert werden konnte. Die Untersuchungen erfolgten gegen die Basiscreme und die unbehandelte Haut. Damit konnte gezeigt werden, dass die hohen antioxidativen Eigenschaften des Hypericum-perforatum-Extraktes in der Creme auch in der Haut erhalten bleiben und zum Abfangen stressinduzierter Radikale in vivo zur Verfügung stehen.

Danksagung: Die Studie wurde durch die Europäische Union, Europäischer Font für regionale Entwicklung, Investition in ihre Zukunft (ProFit) und von Cassella-med gefördert.

Literatur: [1] Schempp CM, Windeck T et al. Phytomedicine 2003; 10 (Suppl. 4): 31–37

[2] Herrling T, Zastrow L et al. SÖFW-Journal 1998; 124: 282–284

[3] Meinke MC, Haag SF et al. Photochem Photobiol 2011; 87: 452–456