Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A63
DOI: 10.1055/s-0032-1313429

Mikrovaskuläre Lymphknotentransplantation zur Behandlung des chronischen Lymphödems: ein 1-Jahres Follow-up

Y Harder 1, D Müller 1, F Rezaeian 1, K Stock 2, S Sörensen 3, C Becker 4, H Machens 1
  • 1Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • 2Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Abteilung für Innere Medizin, München, Deutschland
  • 3Klinikum Freising, Abteilung für Innere Medizin, Freising, Deutschland
  • 4Clinique Jouvenet, Paris, Frankreich

Zielsetzung: Die Behandlung des chronischen Lymphödems bedarf einer anhaltenden konservativen Therapie, welche die Lebensqualität einschränken kann. Als kausale chirurgische Therapie wurde bisher die Wiederherstellung der Lymphbahnen mittels freier Lymphbahnentransplantation bzw. die Ableitung von Lymphbahnen in die venöse Abstrombahn alleine oder in Kombination mit eingeschränktem Erfolg angeboten. Die freie Lymphknotentransplantation, die in ausgewählten Fällen mit großem Therapieerfolg durchgeführt wird, stellt eine nennenswerte Alternative dar. Dies gibt uns Anlass die Reproduzierbarkeit der Methode und der Ergebnisse zu überprüfen.

Materialen und Methoden: 15 Patienten mit chronischem Lymphödem des Armes (n=8), des Beines (n=6) oder des Kopfes (n=1) und ausgeschöpfter konservativer Therapie (Lymphdrainage, Kompression, Wickelung) wurden seit März 2011 mit einer freien Lymphknotentransplantation operiert. Die prä- und postoperativ durchgeführte Erfassung beinhaltete die Umfangmessung und Fotografie. Volumetrische (3D-Oberflächenscan) und funktionelle (Szintigrafie, ICG-Messung, Kontrastmittelsonografie) Untersuchungen wurden zusätzlich durchgeführt.

Ergebnisse: Die Operation dauerte im Schnitt 300 Minuten (SD: 66 Minuten). Peri- und postoperativ traten je ein Serom (Spenderregion) und eine infizierte Lymphfistel (Empfängerregion) auf. Bereits frühpostoperativ gaben alle Patienten eine subjektive Verbesserung an. Bisher kam es zu keiner Verschlechterung des Ausgangbefundes. Erste 12-Monatsverläufe zeigen eine Verbesserung mit Abnahme der Schmerzsymptomatik und Reduktion des Lymphödems von 12% (8–18%). Alle Patienten beschreiben eine Abnahme des Gewebedruckes. In 4 Fällen wurde die Kompressionsbandage abgesetzt oder die Kompressionsklasse verringert, in 3 Fällen wurde die wöchentliche Lymphdrainagefrequenz reduziert.

Zusammenfassung: Die mikrovaskuläre Lymphknotentransplantation ist bei entsprechender Erfahrung eine gut reproduzierbare Methode mit geringer Morbidität. In einem frühen postoperativen Intervall kommt es zu einer Besserung des Befundes. Dies lässt uns die Methode weiter verfolgen.