Trotz des deutschlandweiten Weiterbildungsbedarfs und einer extrem hohen Inzidenz
von 6,2% schweren Hypoglykämien pro Jahr in Pflegeheimen standen lange Zeit keine
strukturierten und evaluierten Weiterbildungsprogramme für Alten- und Krankenpfleger
mit Schwerpunkt Diabetes zur Verfügung.
Probanden und Methoden: Die Weiterbildung zur Diabetespflegefachkraft (DPFK) des IIGM Berlin und des BpA
(Bundesveranstalter privater Anbieter) umfasst ein 10-Tages- Curriculum mit je 8 Unterrrichtsstunden
pro Tag im Interval von 14 Tagen über insgesamt 6 Monate. Dieses beinhaltet sowohl
die Pathophysiologie des Diabetes, Therapieformen, Maßnahmen bei diabetesbezogenen
Akut- und Folgeerkrankungen, Selbstkontrolle, Anleitung Betroffener zur Insulininjektion
als auch direktes Qualitätsmanagement im Pflegealltag. In einer prospektiv doppelkontrollierten
Studie wurde die Effektivität der DPFK untersucht. Das diabetesbezogene Wissen wurde
mittels Multiple-Choice- Tests vor (t1), während (t2), am Ende (t3) und 3 Monate nach
Abschluss der Weiterbildung (t4) untersucht (Maximum 75 Punkte, Cronbachs alpha 0,82,
mittlere Itemschwierigkeit 0,65). Interventionsgruppe: Kursteilnehmer; interne Kontrollgruppe:
Altenpflegern derselben Pflegeeinrichtung, aber keine Kursteilnehmer; externe Kontrollgruppe:
Altenpfleger von Einrichtungen, die keine DPFK beschäftigen.
Ergebnisse: Insgesamt 81 Altenpfleger nahmen an der Studie teil (48 Interventionsgruppe, 28 interne
Kontrollgruppe, 15 externe Kontrollgruppe). Es gab keine Unterschiede hinsichtlich
des diabetesbezogenen Wisses zu Studienbeginn. Kurteilnehmer DPFK zeigen einem signifikanten
Wissenszuwachs von t1 bis t4 (Punktet 1: 27,9±6,9, t2; 39,4±8,0, t3: 58,1±8,8, t4:
59,3±9,0; p- Wert t1 vs. t4:<0,001)sowie auch die die interne Kontrollgruppe (Punke
t1: 27,1±9,4., t2: 34,8±12,8, t3: 36,8±14,7, t4: 44,0±17,1; p<0,001). Dieser Effekt
ist durch das Curriculum erklärbar, das direkt Qualitätsstandards in Pflegeeinrichtungen
implementiert Die externe Kontrollgruppe zeigt keinen Wissenszuwachs (Punkte t1: 30,9±8,9,
t2: 30,8±8,8., t3: 35,0±13,2, t4: 33,7±14,5; n.s.). Zum Zeitpunkt t4 zeigten Interventionsteilnehmer
ein signifikant besseres diabetesbezogenes Wissen als die interne Kontrollgruppe (59,3±9,0
vs. 44,0±17,1 Punkte, p<0,001) und die externe Kontrollgruppe (59,3±9,0 vs. 33,7±14,5
Punkte, p<0,001)
Schlussfolgerung: Die Fortbildung DPFK ist hocheffektiv in der Verbesserung des diabetesbezogenen Wissens
von Altenpflegern in ambulanter und stationärer Pflege. Zudem werden Qualitätsstandards
direkt im Pflegealltag strukturiert implementiert.