Rofo 2012; 184(6): 494
DOI: 10.1055/s-0032-1315418
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Okkulte gastrointestinale Blutung – MDCT zur Lokalisation?

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Publication Date:
01 June 2012 (online)

In der Vergangenheit hatten einige Studien den Nutzen einer MDCT zur Lokalisationsdiagnostik bei akuten gastrointestinalen Blutungen untersucht. Unklar ist allerdings nach wie vor, wann der Einsatz dieser Methode sinnvoll ist, vor allem bei okkulten Blutungen. W. C. Chang et al. gingen dieser Frage nach.

Eur J Radiol 2011; 80: 229–235

Eingeschlossen in die Studie wurden 92 Patienten (61 Männer und 31 Frauen; Durchschnittsalter: 69 Jahre) mit Verdacht auf eine akute obere gastrointestinale Blutung, die sich jedoch endoskopisch nicht verifizieren ließ. Symptome waren dabei Teerstuhl oder Kaffeesatz-Erbrechen in den vergangenen 24 h. Zur Lokalisation der Blutung unterzogen sich alle Teilnehmer einer MDCT, die von 2 Radiologen begutachtet wurde. Um die Schwere der Blutung einzuschätzen, verwendeten die Autoren für jeden Patienten den Blatchford-Score für systolischen Blutdruck, Herzfrequenz, Hämoglobinwert, Harnstoff-Stickstoff im Blut (BUN), Melaena, Schocksymptome und Begleiterkrankungen. Teilnehmer, bei denen die Transfusion von mehr als 500 ml Blut pro Tag notwendig war, um die Vitalfunktionen aufrecht zu erhalten, wurden als Hochrisikopatienten klassifiziert.

Von den 92 Patienten wurden 62 (67,4%) als Hochrisikopatienten und 30 (32,6%) als Normalrisikopatienten eingestuft. Bei den Hochrisikopatienten war der Blatchford-Score mit 13,7 signifikant höher als bei den Normalrisikopatienten mit 9,0. Sensitivität und Spezifität des MDCT für die Lokalisationsdiagnostik einer okkulten akuten oberen gastrointestinalen Blutung betrugen im Falle der Hochrisikopatienten 81 und 83%, im Falle der Patienten mit normalem Risiko 50 und 100%. Es zeigte sich, dass der optimale Grenzwert ein Blatchford-Score von 13 war. In diesem Fall lagen die Ergebnisse für das MDCT sehr nahe bei den endgültigen Ergebnissen durch Angiografie und Chirurgie. Von den Patienten mit einem Blatchford-Score größer 13 konnte die MDCT in 70,4% der Fälle die Blutungsquelle lokalisieren. Extravasate von Kontrastmittel waren dabei das spezifischste Zeichen einer Blutung und verbesserten die diagnostische Genauigkeit.

Fazit

Mithilfe des Blatchford-Scores konnte die MDCT bei Patienten mit okkulter akuter oberer gastrointestinaler Blutung die Blutungsquelle effektiver lokalisieren, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen

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