Einleitung: Eine 63-jährige Patientin wurde bei wässrigen Diarrhöen und Elektrolytentgleisung
in ein auswärtiges Krankenhaus aufgenommen, eine Genese der Diarrhöen konnte nicht
gefunden werden. Trotz Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution kam es bei persistierenden
massiven wässrigen Diarrhöen zur progredienten Hyponatriämie mit Entwicklung eines
akuten Nierenversagens und ausgeprägter Azidose. Zur weiteren Therapie wurde die Patientin
in unsere Abteilung verlegt. Zum Übernahmezeitpunkt fiel bei der vigilanzgeminderten
Patientin neben erhöhten Nierenretentionswerten und einer metabolischen Azidose eine
Hyponatriämie, Hypokaliämie und Hypochlorämie auf. In den bildgebenden Verfahren stellte
sich eine große Raumforderung des Rektum dar, die endoskopisch als villöses Rektumadenom
imponierte. Der histologische Befund bestätigte ein villöses Adenom ohne Hinweis auf
Malignität. Nach operativer Resektion des Befundes sistierten die Diarrhöen, der Elektrolythaushalt
normalisierte sich rasch.
Diskussion: In Zusammenschau der Befunde konnte bei der Patientin ein McKittrick-Wheelock-Syndrom
diagnostiziert werden. Dieses 1954 erstbeschriebene, äußerst seltene Syndrom ist definiert
als sekretorisches villöses Rektumadenom mit massiven wässrigen Diarrhöen und konsekutivem
akuten Nierenversagen. Bei nahezu 100% Entartung im unbehandelten Fall ist eine komplette
Resektion einer noch nicht entarteten Läsion mit einer guten Prognose mit vollständiger
Normalisierung der Nierenretentionswerte und der Elektrolyte verbunden. Auch in unserem
Fall war die Läsion noch nicht entartet und der Nieren- und Elektrolythaushalt postoperativ
rasch normalisiert. Schlussfolgerung: Das McKittrick-Wheelock-Syndrom wird als seltene Ursache einer wässrigen Diarrhö
aufgrund seiner unspezifischen Symptomatik oft erst spät diagnostiziert. Daher sollte
bei Auftreten der Trias massive, wässrige Diarrhö, Elektrolytentgleisung mit therapierefraktärer
Hyponatriämie und akutem Nierenversagen differenzialdiagnostisch an ein sekretorisches
villöses Adenom gedacht werden.