Rofo 2012; 184(9): 774
DOI: 10.1055/s-0032-1318871
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Brustkrebs – Effektivität der CAD bei zuvor nicht festgestellten Karzinomen

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Publication Date:
03 September 2012 (online)

Computerassistierte Diagnoseverfahren (CAD, Computer-aided Detection) sollen die Karzinomdetektion verbessern. Werden CAD-Systeme im Rahmen des Mammografie-Screenings als Zweitbefunder eingesetzt, kann die Sensitivität der Untersuchung erhöht werden. Nishikawa et al. untersuchten die Frage, mit welcher Effektivität Radiologen das Verfahren bei Mammakarzinomen nutzen können, die zuvor im Screening übersehen worden sind.

AJR Am J Roentgenol 2012; 198: 708–716

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Mammakarzinom links bei einer 69-jährigen Patientin mit Mastektomie rechts wegen Mammakarzinom und PE links mit benigner Histologie in der Vorgeschichte. Das CAD-System zeigt links unten eine richtig-positive Markierung (*) sowie zusätzlich links oben eine falsch-positive Markierung. a Mammografie in MLO-Ebene ohne Aktivierung der CAD-Markierung. b Mit Aktivierung der CAD-Markierung. Histologie: invasiv lobuläres Mammakarzinom. Laut den Autoren biete der Einsatz der CAD klinische Vorteile, da die Sensitivität der befundenden Radiologen mittels CAD zunahm (Bild: Obenauer S, Hermann K-P. Radiologie up2date 2012; 12: 55–72).

Die Beobachterstudie umfasste 300 Fälle, die aus analogen Standard-Mammografien bestanden. In 256 Fällen standen aktuelle und vorangegangene Mammografien zur Verfügung. Die Befunde in 234 Fällen waren normal, und über mindestens 2 anschließende Jahre wurde kein Krebs festgestellt. Ein Karzinom ist in 66 Fällen klinisch übersehen worden. Insgesamt 8 Radiologen gaben zu den Datensätzen ihre Beurteilung entsprechend BI-RADS ab und markierten den Typ sowie die Lokalisation verdächtiger Läsionen. Jede Läsion erhielt anhand einer 9-Punkte-Skala eine Beurteilung, ob die Patientin wiedereinbestellt werden muss oder nicht. Zunächst wurden die Film-Mammografien ohne CAD und anschließend die CAD-Ergebnisse geprüft. Die Radiologen waren darüber informiert, dass die Karzinomprävalenz in den Datensätzen 15–25% betrug. Die Sensitivität der Mammografie wurde mit der CAD-Diagnose um 9,9% gesteigert (55 vs. 61%, p = 0,01). Der CAD-Einsatz erhöhte die Zahl der wiedereinbestellten Patientinnen um 12% (76 vs. 86 Frauen, p < 0,001). Die Radiologen entdeckten mit diesem diagnostischen Werkzeug durchschnittlich 3,75 zusätzliche Malignome. Demgegenüber stehen im Mittel 9,25 (71%) der bösartigen Läsionen, die vom CAD-System korrekt markiert, aber von den Radiologen übersehen wurden. Zwischen der Anzahl richtiger CAD-Markierungen pro Aufnahme und der Wahrscheinlichkeit, diese nicht zu erkennen, bestand keine Korrelation.

Radiologen mit der niedrigsten Anzahl jährlich geprüfter Mammografien verließen sich im Vergleich zu denjenigen mit den meisten Mammografie-Beurteilungen häufiger auf die CAD, erhielten mehr Hilfe von dem Verfahren und übersahen weniger richtige CAD-Markierungen. Dieser Unterschied hatte jedoch keinen Einfluss auf die Effektivität der CAD-Nutzung.

Fazit

Die Effektivitätsanalyse ergab in dieser Studie keine statistisch signifikanten Verbesserungen der Mammografie mit CAD. Da jedoch die Sensitivität der Radiologen signifikant anstieg, ist der CAD-Einsatz nach Ansicht der Autoren mit klinischen Vorteilen verbunden.

Matthias Manych, Berlin (Medizinjournalist)