Z Gastroenterol 2012; 50(10): 1068-1069
DOI: 10.1055/s-0032-1318976
Forschung aktuell
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kolorektale Karzinome – Genetik der Tumoren ändert sich im Darmverlauf

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Publication Date:
12 November 2012 (online)

Kolorektale Karzinome werden typischerweise anhand ihrer Lokalisation in Tumoren des proximalen und distalen Kolons sowie des Rektums eingeteilt und ihre Genetik und Epigenetik unterscheidet sich nach der Lokalisation. M. Yamauchi et al. gingen nun der Frage nach, wie sich die molekularen Charakteristika entlang des Darmverlaufs verändern.

Gut 2012; 61: 847–854

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Die Genetik von kolorektalen Karzinomen scheint sich kontinuierlich vom Rektum bis zum Zökalpol zu verändern. Im Bild: Irreguläre Wandverdickung und fokales Kontrastmittelenhancement (Pfeil) in der MR-Kolonografie bei Zökalpoltumor. (Bild: Saar B. aus: RRR Ganzkörper-MR-Tomographie. Hrsg.: Rummeny EJ, Reimer P, Heindel W. Thieme Verlag, 2006).

Die Autoren nutzten dazu die Datenbanken zweier unabhängiger Kohortenstudien, nämlich der Nurses‘ Health Study mit 121 701 seit 1976 beobachteten Teilnehmerinnen und der Health Professionals Follow-up Study mit 51 529 seit 1986 beobachteten männlichen Teilnehmern. Innerhalb dieser Kohorten machten die Autoren alle Patienten mit kolorektalen Karzinomen ausfindig und beschafften sich von ihnen die histologischen Schnitte der Operationspräparate oder Biopsien. Diese analysierten sie bezüglich molekularer Charakteristika wie CpG–Island-Methylator-Phänotyp (CIMP), Mikrosatelliten-Instabilitäten (MSI), LINE-1-Methylierung sowie BRAF-, KRAS- und PIK3CA-Mutationen, und zwar anhand der Lokalisation (Rektum, rektosigmoidaler Übergang, Sigma, Colon descendens, linke Flexur, Colon transversum, rechte Flexur, Colon ascendens und Caecum). Anschließend überprüften sie Linearität und Nicht-Linearität der molekularen Beziehungen entlang des Darmverlaufs.

In die Analyse gingen 1443 kolorektale Karzinome ein. Die Häufigkeit von CIMP-high-, MSI-high- und BRAF-Mutationen erhöhte sich allmählich vom Rektum (< 2,3%) bis zum Colon ascendens (36–40%), um dann im Caecum wieder abzufallen (12–22%). Dies stützte die Hypothese der Autoren, dass sich die molekularen Charakteristika der Tumoren allmählich im Verlauf des Darms verändern. In der Testung auf Linearität erwiesen sich diese molekularen Verhältnisse vom Rektum bis zum Colon ascendens als signifikant linear (p < 0,001), und es gab nur sehr wenig Hinweise auf einen nicht-linearen Verlauf. Karzinome im Bereich das Caecum zeigten mit 52% die größte Häufigkeit von KRAS-Mutationen im Vergleich zu anderen Lokalisationen, wo sie zwischen 27% und 35% lag. Die Rate an LINE-1-Methylierungen nahm vom Rektum (63,2) zum Colon descendens (60,2) ab und stieg dann wieder vom Colon descendens zum Colon ascendens (64,7) an. Wie auch bei den anderen Charakteristika gab es keine abrupte Änderung an der linken Flexur.

Fazit

Die Häufigkeit von CIMP-high-, MSI-high- und BRAF-Mutationen bei kolorektalen Karzinomen nahm allmählich im Verlauf des Darms vom Rektum zum Colon ascendens zu. Diese Ergebnisse haben wesentlichen Einfluss auf klinische, translationale und epidemiologische Forschungen, die sich bisher typischerweise auf die dichotome Einteilung von proximalen und distalen Tumoren stützten, so die Autoren.

Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen