manuelletherapie 2012; 16(03): 101
DOI: 10.1055/s-0032-1322415
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

FAI – wie bitte?

Jan Herman van Minnen
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Publication Date:
19 July 2012 (online)

FAI – wie bitte?

So hätten wahrscheinlich viele Physiotherapeuten vor 15 Jahren reagiert, wenn auf einer Überweisung die Diagnose FAI gestanden hätte.

Was hat dazu geführt, dass dies jetzt nicht mehr so ist? Liegt es an einer verbesserten MRI-/Röntgendiagnostik, an noch intensiverem Training und Wettkampf im Leistungssport oder an schonenderen Operationstechniken?

So oder so, die Diagnose femoroazetabuläres Impingement (FAI) kommt jetzt in der orthopädischen Praxis und dadurch auch in der muskuloskeletalen Physiotherapie öfter vor.

Es freut mich sehr, dass Dr. Michael Leunig und Prof. Reinhold Ganz den 1. Schwerpunktartikel in dieser Ausgabe verfassten. Diese exzellenten Referenten haben von Anfang an einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Diagnose und des klinischen Bildes des FAI geleistet. Ihr Artikel gibt eine aktuelle Übersicht zu FAI, vorkommende Formen, mögliche Ursachen, Diagnostik, Befunde und operative Möglichkeiten.

Für uns Physiotherapeuten ist natürlich die Frage wichtig, ob wir mit klinischem Testen ein FAI entdecken können. Wie oft oder wie lange behandeln wir Patienten mit Hüftgelenkbeschwerden, bevor wir sie an einen Orthopäden überweisen?

Gibt es Tests, die sehr spezifisch für das FAI sind? Hier kommen 2 Studien noch zu keinen validen Kriterien [1], [2]. Eine Hilfe bei der Entscheidung kann der Artikel von Sean Gibbons und Heinz Strassl sein, beide Lehrer für Muscle Balance – Integration in der Manuellen Therapie. Sie beschreiben den Clinical-Reasoning-Prozess bei einer Hüftgelenksdysfunktion, indem sie relevante wissenschaftliche Studien, das klinische Bild des Patienten und individuelle klinische Expertisen in einem Konzept zusammenfassen.

Marcel Enzler beschreibt die postoperativen Behandlungsmöglichkeiten. Er ist Referent für die Sportphysiotherapie-Ausbildung ESP mit den Schwerpunkten Knie- und Hüftrehabilitation und stellvertretender Leiter der Physiotherapie an der Uniklinik Balgrist in Zürich. Dort werden schon seit langem Patienten mit FAI-Operationen nachbehandelt.

Ich hoffe, dass Sie mit diesen Beiträgen Lust auf mehr verspüren und wir Sie zum Reflektieren Ihrer Behandlung von Patienten mit Hüftgelenkbeschwerden anregen können.

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  • Literatur

  • 1 Leibold MR, Huijbregts PA, Jensen R. Concurrent Criterion-Related Validity of Physical Examination Tests for Hip Labral Lesions: A Systematic Review. J Man Manip Ther 2008; 16: E24-E41
  • 2 Lewis CL, Sahrmann SA. Acetabular Labral Tears. Physical Therapy 2006; 86: 110-121