Ultraschall Med 2012; 33 - A102
DOI: 10.1055/s-0032-1322633

Stellenwert der Sonografie und Endosonografie im Management von Pankreasabszessen und infizierten Pankreasnekrosen

A Müller 1, S Sessinghaus 1, F Füldner 1, U Will 1
  • 1Medizinische Klinik 3, SRH Waldklinikum Gera DE

anne-kathrin.mueller@wkg.srh.de

Einleitung:

Die Therapie von Pankreasabszessen und infizierten Nekrosen nach Pankreatitis hat in den letzten Jahren einen Wandel von der operativen zur endoskopisch interventionellen Therapie erfahren. Im Behandlungskonzept dieser Erkrankung hat die externe perkutane Drainage einen besonderen Stellenwert.

Anhand einer großen monozentrischen Fallstudie wird der komplementäre Ansatz der verschiedenen Techniken untersucht.

Material und Methodik:

Im Zeitraum von 2002 bis 03/2012 wurden in unserer Klinik 162 Patienten mit Pankreasabszessen (n=116) und infizierten Nekrosen (n=46) therapiert. Je nach klinischer Schwere des Verlaufes erfolgte initial bei 40/116 Abszessen (34%) und bei 36/46 (78%) infizierten Nekrosen eine primär externe Drainage mit sonographisch geführter Einlage einer 10 Fr. Pigtaildrainage. Nach Absaugung des Eiters wurde in Kombination mit einer Antibiose (Cephalosporin oder Carbapenem) eine progressive Spülbehandlung begonnen (15–200ml NaCl/h). Nach 0–15 Tagen erfolgte bei 110/116 Patienten mit Abszess (95%) und bei 45/46 Patienten mit Nekrosen (98%) eine endosonographisch geführte Drainage (20mm Ballondehnung mit Einlage von Pigtails bzw. Metallstent) in den Magen resp. Duodenum. Die externe Spülung wurde im Mittel über 7 (1–34) Tage fortgeführt. Bei Nekrosen erfolgte das endoskopische Debridement im Mittel nach 2 Tagen (0–13 Tage) nach interner Eröffnung. Im Mittel wurden 2 (1–4) Interventionen mit Nekrosektomie duchgeführt. Nach Nekrosektomie wurden wie bei den Abszessen je 2 Pigtails 8,5 Fr eingelegt, die nach 3 Monaten entfernt wurden. Bei 11 Patienten wurde initial bis zur ersten Reintervention ein SEM-Stent eingelegt (2 Abszesse, 9 Nekrosen). Bei 72/162 Patienten wurde eine ERCP durchgeführt, bei 57 Patienten erfolgte bei Nachweis einer Pankreasgangruptur eine transpapilläre Drainage.

An Komplikationen wurden beobachtet: 12/162 (7%) Blutungen, hier konnten 11 konservativ beherrscht werden (1 Operation bei Pseudoaneurysma). Bei 3 Patienten war eine chirurgische Nekrosektomie erforderlich. Die 30-Tage Letalität betrug 1,2%. Die Rezidivrate betrug 13% (21/162), wobei 90% der Betroffenen endoskopisch therapiert werden konnten. 2 Patienten wurden chirurgisch behandelt. Die klinische Erfolgsrate (6 Monate-6 Jahre) in der Behandlung der Abszesse bzw. Nekrosen beträgt 97% (113/116) bzw. 94% (43/46).

Schlussfolgerungen:

Der kombinierte, patientenadaptierte komplementäre Einsatz einer externen perkutanen Drainage mit einer internen Drainage und einem endoskopischen Debridement ist ein erfolgreiches Konzept in der Behandlung von Pankreasabszessen und infizierten Nekrosen.