Ultraschall Med 2012; 33 - A105
DOI: 10.1055/s-0032-1322636

Nicht-invasive Charakterisierung von Leber-transplantierten Patienten mit Acoustic Radiation Force Impulse Imaging (ARFI) und Transienter Elastografie

T Karlas 1, 2, J Kollmeier 2, C Benckert 3, M Tröltzsch 2, J Müller 4, V Keim 2
  • 1Universitätsmedizin Leipzig, IFB Adipositaserkrankungen
  • 2Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie
  • 3Klinik für Visceral- und Transplantationschirurgie
  • 4Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie; Universitätsklinikum Leipzig

thomas.karlas@medizin.uni-leipzig.de

Hintergrund und Ziel:

Ultraschall-basierte Verfahren der Lebersteifigkeitsmessung (Transiente Elastografie, TE; Acoustic Radiation Force Impulse Imaging, ARFI) stellen eine potentielle Alternative zur Fibrosedetektion nach Lebertransplantation dar. Für einzelne Krankheitsentitäten wie die HCV-Re-Infektion ist die TE bereits in mehreren Studien untersucht worden. Die Lebersteifigkeit korreliert dabei gut mit dem histologischen Fibrosegrad und kann als Entscheidungshilfe für das weitere klinische Vorgehen dienen. Die Validität der TE-Messungen wird durch die Streubreite der Messwerte (Interquartile-Range IQR <30% des Medians von 10 Messungen) und durch die Erfolgsquote (10 erfolgreiche Messungen; Anteil der erfolgreichen Messungen an der Gesamtzahl der Messungen mindestens 60%) definiert. Nicht-valide Messergebnisse werden bei bis zu 20% der Untersuchungen mit der TE-M-Sonde beschrieben. Die TE-XLSonde und ARFI bieten potentielle Alternativen, um die Durchführbarkeit der nicht-invasiven Fibrosecharakterisierung zu optimieren. Daten zum Vergleich dieser Verfahren liegen bei lebertransplantierten Patienten bislang nicht vor.

Methoden:

Im Rahmen der Transplantationsnachsorge wurden die Patienten nach schriftlicher Aufklärung mittels konventioneller Abdomensonografie, ARFI und transienter Elastografie (M-Sonde und XL-Sonde) untersucht. Ferner wurden Daten des Krankheitsverlaufs, der klinische Untersuchungsbefund einschließlich Body-Mass-Index (BMI) sowie Laborparameter dokumentiert. Die Validität der TE-Messungen wurde gemäß der Herstellerangaben bewertet. Bei den ARFI-Messungen wurde eine Erfolgsquote von mindestens 60% für ein valides Ergebnis verlangt.

Ergebnisse:

40 Patienten wurden prospektiv evaluiert (15 weiblich, 25männlich; Alter: 57,9±11,0 Jahre; BMI 26,6±4,3). Bei allen Patienten war eine orthotope Lebertransplantation erfolgt (akutes Leberversagen n=4; alkoholische Leberzirrhose n=11; Gallenwegserkrankungen n=7; HCC n=6; Morbus Wilson n=2; andere n=10). Die mediane Zeit nach Transplantation betrug 67,6 [4,2–216,8] Monate.

TE: 24 (60%) der M-Sonden- und 33 (82,5%) der XL-Sonden-Messungen wurden als valide bewertet. In 6 Fällen (15%) konnte mit beiden Sondentypen keine erfolgreiche Messung durchgeführt werden. Gründe für invalide Messungen waren eine Erfolgsquote der Messung <60% (M-Sonde: n=11; XL-Sonde: n=1) sowie eine erhöhte Streubreite der Messwerte (IQR >30%; M-Sonde n=5; XL-Sonde n=6). Invalide TEMessungen (M-Sonde) waren dabei mit Übergewichtigkeit assoziiert: 28,6±4,9 vs. 25,2±3,3kg/m2 (p=0,036). 5 von 6 (M-Sonde) bzw. 2 von 6 (XL-Sonde) Patienten mit einem BMI von >30kg/m2 hatten bei der TE-Messung eine IQR >30% des Medians. Es bestand keine Assoziation zwischen invaliden TEMessungen und Geschlecht, Alter sowie der Höhe der Transaminasen oder der Cholestaseparameter.

ARFI: Die ARFI-Messung im rechten Leberlappen (interkostal) konnte bei allen Patienten erfolgreich durchgeführt werden (Erfolgsquote der Messung jeweils >60%). Die ARFI-Messung im linken Leberlappen war bei einem Patienten nicht möglich. Die IQR der ARFI-Messungen lag bei n=9 (22,5%) im rechten bzw. n=17 (42,5%) linken Leberlappen über 30% des Medians. Eine erhöhte IQR der Messung im rechten Leberlappen war dabei stark mit einem erhöhten BMI assoziiert (30,6±4,4 vs. 25,2±31kg/m2; p=0,001): 5 von 6 Patienten mit einem BMI von >30kg/m2 hatten bei der Messung im rechten Leberlappen eine IQR >30% des Medians.

Korrelation der gültigen Messungen: Die Ergebnisse der ARFI-Messung im rechten Leberlappen korrelierten signifikant mit den Messwerten der TE-M-Sonde (r=0,504; p=0,012) sowie der XL-Sonde (r=0,486; p=0,004). Die ARFI-Messung des rechten und linken Leberlappens korrelierten signifikant miteinander (r=0,524; p=0,001). Die TE-Messungen der beiden Sondentypen wiesen ebenfalls eine starke Korrelation auf (r=0,778; p<0,001). Keine signifikante Korrelation bestand zwischen den TE-Messungen und der ARFI-Messung des linken Leberlappens (r<0,39; p>0,06).

Schlussfolgerung/Summary:

Die Anwendbarkeit der Transienten Elastografie (M-Sonde) ist nach Lebertransplantation durch eine hohe Rate an Fehlmessungen und großen Streubreiten der Messwerte limitiert. Nicht-valide Messungen sind dabei mit einem erhöhten BMI assoziiert. Messungen mit der TE-XL-Sonde und ARFI erhöhen die Durchführbarkeit der nicht-invasiven Lebersteifigkeitsmessungen. Dabei besteht eine Korrelation aller Verfahren für die Messung im rechten Leberlappen. Jedoch müssen diagnostische Grenzwerte für Transplantatschäden und -fibrose in prospektiven, Histologie-kontrollierten Studien für jedes Verfahren definiert werden. Dabei sollte die IQR als Validitätskriterium erneut bewertet werden, da eine erhöhte Streubreite der Messwerte auch Ausdruck inhomogener Leberparenchymveränderungen des Transplantats sein kann.