Ultraschall Med 2012; 33 - A210
DOI: 10.1055/s-0032-1322659

Bedeutung der Kontrastmittelsonografie bei der Charakterisierung fokaler Leberläsionen in der klinischen Anwendung im Vergleich zur differenzierten nativen Sonografie – Eine retrospektive Studie

M Schuldes 1, U Weickert 1, WD Strohm 1
  • 1Medizinische Klinik II, SLK Kliniken Heilbronn GmbH, DE

schuldesm@web.de

Ziel:

Das Ziel der hier vorgelegten Studie war zu untersuchen, welchen Nutzen die Kontrastmittelsonografie in der klinischen Anwendung im Vergleich zur differenzierten nativen Sonografie incl. der Duplexsonografie bei der Differenzierung benigner und maligner FLL haben kann auch unter der Berücksichtigung solitärer und multipler FLL. Bereits die differenzierte native Sonografie kann in der Verbindung mit der Farbduplexsonografie mit hoher Wahrscheinlichkeit Dignität bzw. Malignität mittels bestimmter Kriterien vorhersagen.

Patienten und Methode:

Vom 01.01.2005 bis 31.12.2006 wurden in unserer Abteilung 238 konsekutive Patienten untersucht mit diagnostisch unklarer fokaler Leberläsionen in der Nativ-Sonografie anschließend mittels CEUS entsprechend den gültigen Guidelines der EFSUMB von 2004 und in die Studie eingeschlossen. Die Enddiagnose wurde über die Referenzmethoden Histologie, MRT, CT und Verlauf nach mindestens 6 Monaten definiert. Außerdem wurde nach Geschlecht, Alter und dem Zuweiser differenziert. Die Patienten wurden retrospektiv im Vergleich zur differenzierten nativen Sonografie incl. Farbduplexsonografie bezüglich Sensitivität, Spezifität, PPV, NPV und Treffsicherheit ausgewertet um den Nutzen der CEUS im klinischen Alltag zu untersuchen. Außerdem wurden diese Werte für solitäre und multiple FLL gleicher Entität und für die CEUS der Jahre 2005 bzw. 2006 getrennt bestimmt. Der exact McNemar bei Abhängigkeit und der Fischer's exact bei Unabhängigkeit dienten dabei als Signifikanztests.

Ergebnisse:

Es konnten n=161 Patienten in die statistische Auswertung eingeschlossen werden. Dabei lagen in n=96 Fällen benigne FLL und in n=65 maligne FLL vor. Es zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang (p=0,87) zwischen dem Geschlecht und der Dignität in der Enddiagnose. Allerdings war ein signifikanter Unterschied (p=0,045) in der Benignom-Malignom-Verteilung in den Altersstufen zu finden. Je älter die Patienten waren desto mehr Malignome waren zu verzeichnen. Stationäre Patienten und Patienten aus der Onkologischen Ambulanz zeigten signifikant (p=0,03) mehr Malignome als Patienten aus der gastroenterologischen Ambulanz, bei denen mehr als doppelt so viele Benignome wie Malignome vorlagen.

Bei den Referenzmethoden konnte die CEUS die Spezifität gegenüber der differenzierten Sonografie bei der Histologie um 6%, beim CT um 13% und beim Verlauf sogar um 17% steigern. Bei der Referenz MRT lag die Spezifität der CEUS 6% unter der differenzierten nativen Sonografie, bei allerdings sehr geringer Fallzahl (n=24). Die Sensitivität war aufgrund des Studiendesigns für die differenzierte native Sonografie und die CEUS gleich, da nur bereits nativ gesehene FLL untersucht wurden. Bezogen auf die Enddiagnose erhöhte die CEUS die Spezifität hoch signifikant (p=0,009) im Vergleich zur differenzierten nativen Sonografie von 71% auf 85% und die Treffsicherheit von 80% auf 89%. Der Einsatz von Kontrastmitteln erlaubt damit, benigne von malignen FLL mit signifikant höherer diagnostischer Wahrscheinlichkeit abzugrenzen als die differenzierte native Sonografie. Diese hoch signifikante Verbesserung der Vorhersagbarkeit von malignen FLL durch die Ultraschallkontrastmittel ist für den klinischen Alltag und den Patienten von entscheidender Bedeutung. Unter den n=161 Patienten waren solitäre (n=83) und multiple (n=78) FLL nahezu gleich verteilt (Δ 4%). Bei den solitären FLL konnte die CEUS eine signifikante Steigerung der Spezifität von nativ 72% auf 89% erreichen sowie eine Steigerung der Treffsicherheit von nativ 80% auf 90% zeigen. Die CEUS erreichte bei den multiplen FLL zwar ebenso eine Steigerung der Spezifität von nativ 69% auf 81%, jedoch war diese nicht signifikant. Die Treffsicherheit stieg von nativ 81% auf 88%. Möglicherweise spielt hier die Verteilung der Entitäten bzw. Dignitäten mit ihren unterschiedlichen Treffsicherheiten bei den solitären und multiplen FLL eine Rolle, da bei den solitären FLL mit 20% signifikant mehr benigne FLL vorlagen. Bei den multiplen FLL waren maligne und benigne FLL hingegen gleich verteilt. Im Jahr 2005 erreichte die CEUS eine Spezifität von 84% mit diskreter jedoch nicht signifikanter Steigerung auf 87% im Jahr 2006 und zeigte im Untersuchungszeitraum (Jahresvergleich) daher konstante Resultate bezüglich der Dignitätsbeurteilung. Limitationen in der hier vorgelegten Studie waren das retrospektive Design, das CCI-Verfahren zur KM- Darstellung und die ausschließliche Untersuchung von bereits nativ-sonographisch sichtbaren FLL.

Schlussfolgerung/Summary:

Die hier vorgelegte Studie konnte zeigen, dass die Kontrastmittelsonografie in der klinischen Anwendung die Dignität bzw. Malignität hoch signifikant besser vorhersagen kann als die differenzierte native Sonografie. Die Kontrastmittelsonografie scheint dabei von besonderem Nutzen beisolitären FLL zu sein. Außerdem liefert die Kontrastmittelsonografie konstante Ergebnisse, was exemplarisch im Untersuchungszeitraum von zweiJahren (Jahresvergleich) gezeigt werden konnte.