Ultraschall Med 2012; 33 - A711
DOI: 10.1055/s-0032-1322704

Fötale Exposition bei modernen Screening-Verfahren

A Friedrichs 1, C Kollmann 1
  • 1Zentrum f. Medizinische Physik & Biomed. Technik AT Wien

christian.kollmann@meduniwien.ac.at

Einleitung:

Die Schallköpfe von Ultraschallgeräten senden nicht nur Ultraschall aus, sondern können auch hörbaren Schall erzeugen. Dieser variiert je nach Modell und Geräteeinstellungen in Lautstärke und Frequenzspektrum. Die Schalldruckpegel können bis zu 100 dB erreichen, vergleichbar mit der Lautstärke eines Presslufthammers. Aus der Literatur ist bekannt, dass Föten während einer Vorsorgeuntersuchung mit Ultraschall die damit verbundene Exposition wahrnehmen können. Sie reagieren mit deutlichen Körperbewegungen. Um die lokale Geräuschumgebung von Föten zu untersuchen, wurden in der Vergangenheit auch Versuche an schwangeren Frauen und an Tieren durchgeführt.

Ziele:

Die Schallbelastung im Bauch einer Schwangeren soll mithilfe eines neuartigen Phantoms genauer untersucht werden. Das erstellte Phantom wird vorgestellt und erste, damit gewonnene, quantitative Ergebnisse zu verschiedenen Untersuchungs-Settings präsentiert.

Methoden:

Es wurde ein Phantom erstellt, das in Umfang und Volumen dem Bauch einer Schwangeren in der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) darstellt. In dieser SSW nimmt das Gehör von Föten nachweislich seine Funktion auf. Das Phantom enthält einen künstlichen Beckenknochen und Teile der Wirbelsäule, da hier bei einer Ultraschall-Untersuchung mit Schallreflektionen zu rechnen ist. Innerhalb des Beckens ist ein Modell von einem Fötuskopf platziert, in dessen Ohr ein wasserdichtes Mikrofon eingebracht ist. Auf das Phantom wurden die Schallköpfe aufgesetzt und ein normales Untersuchungsprozedere simuliert. Der Versuch wurde vielfach variiert. Es wurden zwei verschiedene Ultraschallgeräte (Toshiba Sonolayer SSH-140A sowie GE Healthcare Voluson E8) mit verschiedenen Bildmodi und klinischem Setup eingesetzt (B-Bild, Doppler, 3D und 4D) und der Einfallswinkel des Schalls in das Ohr wurde verändert. Die resultierende Exposition am Fötusohr bezüglich Schalldruckpegel und Frequenzspektrum wurden u.a. untersucht.

Ergebnisse:

Alle Ultraschallmodi unterscheiden sich deutlich in Schalldruckpegel und Frequenzspektrum in Abhängigkeit des gewählten Gerätesetups. Am lautesten präsentiert sich der Doppler-Ultraschall, der bis zu 81 dB erreicht. Danach folgen das B-Bild und die 3D- und 4D-Modi mit 79 bis 75 dB. Bei 3D und 4D wird das Mikrofon nur zeitweise vom Schallstrahl tangiert. Dafür imponieren laute Motorengeräusche in diesen Aufnahmen. Auch der Einfallswinkel des Schalls auf das Mikrofon entscheidet über die gemessene Lautstärke und kann einen Unterschied von bis zu 5 dB bedeuten.

Schlussfolgerung/Summary:

Bei Ultraschalluntersuchungen von Föten können lokal hohe Schalldruckpegel in dessen Ohr entstehen. Diese treten nur auf, wenn das Ohr genau angezielt wird, was daher vermieden werden sollte. Bei 3D- und 4D-Bildgebung wird das Ohr aber auf jeden Fall vom Schallfeld getroffen. Die Wahl des Bildmodus als auch die Outputparameter (durch MI, TI charakterisiert) sollte daher vom Untersucher mit Bedacht getroffen werden.