Ultraschall Med 2012; 33 - A734
DOI: 10.1055/s-0032-1322727

Kindliches outcome bei pränataler sonographischer Diagnose einer singulären Nabelschnurarterie – Bericht über 69 Fälle

A Falkert 1, G Huber 1, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg; Krankenhaus Barmherzige Brüder, Steinmetzstrasse 1–3, 93049 Regensburg

andreas_falkert@yahoo.de

Ziel:

Die Inzidenz der singulären Nabelschnurarterie beträgt etwa 1–2%. Bei isoliertem Auftreten besteht ein geringgradig erhöhtes Risiko für chromosomale und strukturelle Aberrationen (ca. 1% der Kinder) sowie eine erhöhte Rate an IUGR und Frühgeburtlichkeit. Ein Drittel der betroffenen Kinder haben jedoch zusätzliche Fehlbildungen (v.a. Urogenitaltrakt, Herz), in diesen Fällen ist die Häufigkeit chromosomaler Aberrationen auch deutlich erhöht (ca. 20–30%). Trotz der guten Prognose besteht bei vielen Eltern enorme Verunsicherung sowie ein erhöhter Beratungsbedarf nach pränataler sonographischer Diagnose einer isolierten singulären Nabelschnurarterie.

Material und Methoden:

Untersucht wurde ein Kollektiv von 69 Feten mit pränataler Diagnose einer singulären Nabelschnurarterie im 2. Trimenon (Geburtsjahrgänge 2002–2011). Erfasst wurden ausschließlich Schwangerschaften, bei denen der peripartale bzw. postnatale Verlauf bekannt war, alle Kinder wurden an unserem Perinatalzentrum (LevelI) entbunden. Sämtliche Ultraschalluntersuchungen wurden von erfahrenen Untersuchern der DEGUM-Stufe-II mit high-end Geräten (ATL HDI 3500, GE Voluson 730 expert, GE Voluson E8) durchgeführt. Alle geburtshilflichen Parameter sowie das postnatale outcome wurden anhand der Krankenakten unserer Klinik aufgearbeitet.

Ergebnisse:

47 Kinder hatten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eine isolierte singuläre Nabelschnurarterie, 22 Feten wiesen zusätzliche strukturelle Anomalien auf. Bei den Neugeborenen mit pränatal diagnostizierten Begleitfehlbildungen lagen in 10 Fällen (45%) zusätzliche kongenitale Vitien, in 5 Fällen (23%) Anomalien des Urogenitaltrakts, in 5 Fällen (23%) Anomalien des Gastrointestinaltrakts sowie in 10 Fällen (45%) ein genetisches Syndrom vor. Im Kollektiv der Betroffenen mit isolierter singulärer Nabelschnurarterie wurde postnatal keine zusätzlichen Begleitfehlbildungen bzw. genetischen Syndrome diagnostiziert. In beiden Kollektiven war jeweils ein Fall mit intrauterinem Fruchttod in der 24. bzw. 32. SSW. Das durchschnittliche Schwangerschaftsalter bei Geburt betrug in der Gruppe der Kinder mit isolierter singulärer Nabelschnurarterie 37 kpl. SSW, das mittlere Geburtsgewicht 2924g. Der arterielle NS-pH bei Geburt war im Mittel 7,27, der base excess -4mmol/l. Bei 28% der Kinder mit isolierter singulärerer Nabelschnurarterie wurde die Geburt medikamentöse eingeleitet (in der Mehrzahl der Fälle wg. vorzeitigem Blasensprung), die Sectiorate betrug 34%. 83% der Kinder waren zum Zeitpunkt der Geburt normgewichtig, 13% hatten ein Geburtsgewicht unterhalb der 3. Perzentile, 4% oberhalb der 97. Perzentile. Sowohl bei der Seitenverteilung der singulären Nabelschnurarterie (links vs. rechts jeweils exakt 50%) als auch beim Geschlecht der Kinder (weiblich vs. männlich=46 vs. 54%) zeigten sich in diesem Kollektiv auch keine signifikanten Abweichungen zum Normalkollektiv. In 9 Fällen (19%) war bei Anpassungsstörungen bzw. Frühgeburtlichkeit eine postnatale Verlegung auf die neonatale Intensivstation erforderlich, keines der Kinder mit isolierter singulärer Nabelschnurarterie verstarb während der Neonatalperiode (vgl. 27% Mortalität im Kollektiv mit Begleitfehlbildungen).

Schlussfolgerung/Summary:

Bei pränataler Diagnose einer fetalen singulären Nabelschnurarterie sollte in jedem Fall eine weiterführende Sonografie erfolgen, bei zusätzlichen Begleitfehlbildungen ist eine invasive Diagnostik (Karyotypisierung) indiziert. Bei Vorliegen einer isolierten singulären Nabelschnurarterie ist mit hoher Wahrschenlichkeit ein regelrechtes outcome zu erwarten. Zur frühzeitigen Diagnose einer evtl. intrauterine Mangelversorgung im 3. Trimenon sind in diesen Fällen jedoch regelmäßige sonographische Verlaufskontrollen (alle 2–3 Wochen) zu empfehlen.