Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A5
DOI: 10.1055/s-0032-1322805

Zugang zur medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation: Ergebnisse der MBOR-Management-Studie

M Bethge 1, A Schwarz 1, I Brandes 1, S Löffler 1, S Neuderth 1, H Vogel 1, M Schwarze 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin, Koordinierungsstelle Angewandte Rehabilitationsforschung

Fragestellung: Das Anforderungsprofil (AP) der Deutschen Rentenversicherung zur Durchführung der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) benennt Personen mit besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL, z.B. aufgrund langer Arbeitsunfähigkeit oder negativer subjektiver Erwerbsprognose) als Zielgruppe der MBOR. Die Studie überprüfte, unter welchen Bedingungen ein dem AP entsprechender Zugang in die MBOR gelingt. Methode: Im Rahmen der multizentrischen MBOR-Management-Studie wurden Fokusgruppen in Rehabilitationseinrichtungen und Interviews bei Rentenversicherungsträgern durchgeführt. Zudem wurden Rehabilitandinnen und Rehabilitanden schriftlich zu Einschränkungen erwerbsbezogener Aktivität und Teilhabe befragt. Ergebnisse: Die Zugangswege in die MBOR ließen sich anhand der Dimensionen Verantwortlichkeit der Auswahl (Träger vs. Klinik) und Einsatz eines Screenings (screeninggestützt vs. screeningunabhängig) beschreiben. In screeninggestützten Zugangsverfahren hatten Personen mit BBPL eine deutlich höhere Chance auf einen MBOR-Zugang (OR=5,2; 95% KI: 2,9 bis 9,1) als in screeningunabhängigen Verfahren (OR=2,2; 95% KI: 1,0 bis 4,9). Nur bei einem screeninggestützten Zugang waren in der MBOR behandelte Personen subjektiv schwerer beeinträchtigt als Personen, die in der allgemeinen orthopädischen Rehabilitation (AOR) behandelt wurden. In screeninggestützten Verfahren berichteten MBOR-Fälle zu Rehabilitationsbeginn rund 11 Wochen längere Arbeitsunfähigkeit als AOR-Fälle (p<0,001). MBOR-Fälle unterschieden sich in screeninggestützten Verfahren von AOR-Fällen zudem durch eine um rund 6 Skalenpunkte schlechtere Arbeitsfähigkeit auf dem Work Ability Index (p=0,017). In screeningunabhängigen Zugangsverfahren waren zwischen MBOR- und AOR-Fällen keine Unterschiede festzustellen. Diskussion: Der Einsatz eines Screenings unterstützt einen spezifischen Zugang zur MBOR im Sinne des AP.