Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A7
DOI: 10.1055/s-0032-1322807

Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitationsnachsorge: Ergebnisse einer Bedarfsanalyse

J Briest 1, S Bienick 1, M Bethge 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin

Fragestellung: Bislang fand die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation in der Regel keine Fortsetzung in einer entsprechenden Nachsorge. Im Rahmen der Weiterentwicklung der Intensivierten Rehabilitationsnachsorge (IRENA) wurde eine Bedarfsanalyse durchgeführt, um den Anteil der Rehabilitanden mit einer besonderen beruflichen Problemlage (BBPL) in der Nachsorge zu bestimmen, erwartete Krankheitskonsequenzen für das Arbeitsleben zu erfassen und die Behandlungspräferenzen zu beschreiben. Methodik: In 11 ambulanten Rehazentren wurden erwerbstätige Rehabilitanden zu Beginn einer orthopädischen IRENA schriftlich befragt. Erhoben wurden Arbeitsunfähigkeitszeiten, erwartete Krankheitskonsequenzen und Behandlungspräferenzen. Zur Bestimmung einer BBPL wurden der SIMBO-C (Cut-off: 30 Punkte) und das Würzburger Screening (Cut-off: 1 Punkt) verwendet. Ergebnisse: 280 Rehabilitanden wurden in die Analysen eingeschlossen (54,6% weiblich, Alter: 49,2 Jahre). Laut SIMBO-C lag bei 44,2% der Befragten eine BBPL vor (Würzburger Screening: 29,3%). Insgesamt zeigten sich die Befragten mit BBPL höher belastet. Das Risiko längerer Arbeitsunfähigkeit vor der Rehabilitation war 6-mal höher. Hinsichtlich der erwarteten Konsequenzen zeigte sich nicht nur ein erhöhtes Risiko für überfordernde körperliche Arbeitsanforderungen, sondern auch Bedenken bezüglich des Arbeitsumfangs und der Arbeitsergebnisse. Beim Vorliegen einer BBPL schrieben die betroffenen Rehabilitanden berufsbezogenen Angeboten wie arbeitsplatzbezogenem Training, Sozialberatung oder psychosozialen Gruppen eine deutlich höhere Wichtigkeit zu. Diskussion: Die Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf eines verstärkten Berufsbezugs in der Rehabilitationsnachsorge. Zur bedarfsgerechten Versorgung dieser Patienten wird derzeit die Intensivierte medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitationsnachsorge (IMBORENA) implementiert und in einer multizentrischen randomisiert kontrollierten Studie evaluiert (DRKS-ID: DRKS00003360).