Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A8
DOI: 10.1055/s-0032-1322808

Alleine oder gemeinsam zur Reha im Alter? – Eine randomisierte, kontrollierte Studie über Kriegsopfer und ihre Angehörigen

T Brockow 1, M Momburg 1, T Franke 1, W Braun 1, KL Resch 1, E Gräßl 1
  • 1Deutsches Institut für Gesundheitsforschung, Bad Elster

Fragestellung: Für Kriegsopfer (KO) existieren bis heute keine Studien, die die Wirksamkeit einer gemeinsamen rehabilitativen Behandlung von KO und ihren Angehörigen (A) in Bezug auf zukünftige Heimeinweisungen untersuchen. Für neuropsychiatrische Indikationsgruppen ist die Wirksamkeit belegt. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit einer gemeinsamen Reha von KO und ihren A auf zukünftige Heimeinweisungen von KO zu untersuchen. Methodik: Eingeschlossen wurden KO mit Anspruch auf Rehabilitation mit Begleitperson. Die Studie wurde als randomisierte, kontrollierte Studie mit einem Follow-up von mindestens 4 Jahren angelegt. 2*85 Personen wurden der Kontrollgruppe (Behandlung der KO, keine Behandlung der A), 2*95 Personen der Experimentalgruppe (KO und A wurden behandelt) randomisiert zugeordnet. Hauptzielparameter war der Eintritt stationärer Pflege (Zielereignis) der KO. Sekundärparameter waren Pflegebelastung und körperliche Beschwerden der A sowie die subjektive Gesundheit von KO und A. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der KO betrug 83 Jahre, das der A 74 Jahre. Sowohl KO als auch A unterschieden sich nicht bezüglich prognostischer Merkmale zwischen den Gruppen. Die Beobachtungsperiode betrug maximal 7 Jahren. In der Kontrolle traten 12, in der Experimentalgruppe 6 Zielereignisse ein (p=0,23; Log-Rank Test). Der Eintritt stationärer Pflege konnte in der Experimentalgruppe um 2 Monate verlängert werden. Bezüglich der Sekundärparameter fanden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Pflegebelastung der A erwies sich als gering (21/84 Pkt., Häusliche Pflegeskala). Diskussion: Eine gemeinsame Reha von KO und ihren A senkt die Heimeinweisungsrate um 50%. Wegen der niedrigen Einweisungsrate der KO von insgesamt 10% konnte es zu keinem signifikanten Effekt kommen (Power: 40%). Die niedrige Einweisungsrate der KO dürfte auf die geringe Pflegebelastung der A zurückzuführen sein. Ein ‚Survival of the Fittest‘-Effekt ist nicht auszuschließen.