Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A14
DOI: 10.1055/s-0032-1322814

Psychophysiologische Reaktionen auf den gezielten Einsatz von Musik zur Schmerzreduktion (Musikament nach Bernatzky) nach luxierter Schambeinastfraktur bei multiplem Myelom

R Crevenna 1, EM Hundsdorfer 1, T Sedghi Komanadj 1, F Cenik 1, M Keilani 1
  • 1Univ. Klinik für PM&R, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Wie lässt sich der gezielte Einsatz von Musik zur Schmerzreduktion (sog. Musikament nach Bernatzky) nach luxierter Schambeinastfraktur bei multiplem Myelom hinsichtlich Effektivität, Akzeptanz und psychophysiologisch dokumentieren? Methodik: Falldarstellung einer 72-jährigen Patientin mit Mutliplem Myelom, die nach luxierter Schambeinastfraktur unter sehr starken Schmerzen im Rollstuhl zur Vorstellung kam. Sämtliche Mittel der Schmerztherapie waren zum Zeitpunkt der Vorstellung ausgeschöpft, wobei keine suffiziente Analgesierung erreicht werden konnte. Die Patientin war in einem stark reduzierten Allgemeinzustand, die mentale Gesundheit war u.a durch die Tatsache, dass auch bei ihrer ihr sehr nahestehenden Enkelin im Wochenbett ein hochmalignes Sarkom entdeckt wurde, extrem beeinträchtigt. Im SF-36 Health Survey zeigte die Patientin für alle acht Domänen inferiore Werte. Mit der Patientin wurde vereinbart, im Rahmen einer ersten Biofeedbacksitzung Musik gezielt zur Unterstützung der Schmerzreduktion (Musikament nach Bernatzky) einzusetzen und dabei ihre (psycho)physiologischen Funktionen zu dokumentieren. Ergebnisse: Durch den Einsatz des Musikaments konnte bei der Patientin eine deutliche subjektive Schmerzreduktion und muskuläre Entspannung erreicht werden, wobei ihr dies durch die Darstellung der (psycho)physiologischen Parameter demonstriert werden konnte. Die Patientin hat sich nach der Sitzung entschieden, das Musikament in den eigenen Behandlungsplan zu übernehmen. Diskussion: Die Ergebnisse dieser Falldarstellung weisen darauf hin, dass Musik zur Schmerzreduktion (wie das sog. Musikament nach Bernatzky) im Individualfall auch kurzfristig klinisch-subjektiv sehr effektiv und mit (psycho)physiologischen Methoden gut nachvollziehbar eingesetzt werden kann.