Fragestellung: Knapp 10% der Menschen nach Schlaganfall leiden unter einer Spastik. Diese ist schwer
behandelbar, weil nicht nur einzelne Muskeln, sondern gerade deren Zusammenspiel erheblich
gestört ist. Zu diesem Koordinationsproblem gibt es wenig Daten. Wir haben daher ein
Elektromyografieverfahren entwickelt und getestet an Bewegungsmustern der oberen Extremität
(M. biceps, M. brachioradialsis und M. triceps) bei gesunden Probanden sowie Patienten
mit Spastik der oberen Extremität. Ziel der Arbeit war die Identifikation von Bewegungsmustern
mit pathologischen Koaktivierungen antagonistischer Muskeln in der linearen wie rotatorischen
Bewegung bei Armspastik. Methodik: Mithilfe eines visuellen Feedbacks wurden den Probanden/Patienten unterschiedliche
Bewegungstrajektoren in verschiedenen Geschwindigkeiten vorgegeben. Synchron zur Bewegung
konnte die elektrische Muskelaktivität mittels Oberflächen-Elektromyografie (SEMG)
detektiert werden. Dabei wurden für die obere Extremität ADL-relevante Bewegungabläufe
(z.B. Glas heben) standardisiert und ausgeführt. Aus den Aktivitätssignalen analysierten
wir die Bewegungsmuster. Die Muskelaktivierung in der linearen wie rotatorischen Bewegung
von sechs gesunden Probanden wurde verglichen mit sechs Patienten, die eine Spastik
der oberen Extremität zeigten. Ergebnisse: Bei gesunden Probanden ließ sich die Aktivität der untersuchten Muskel in der linearen
Bewegung klar in einem zeitlich auf die Bewegung ausgerichteten Aktivitätsmuster darstellen.
Bei spastisch bewegungsgestörten Patienten war dieses Verhältnis von Aktivität und
Inaktivität komplett aufgehoben. Diskussion: Das vorgestellte Verfahren mit EMG-Oberflächenelektrodenmessungen ermöglicht eine
individuelle Korrelation von durchgeführten linearen Bewegungsmustern mit Auftreten
pathologischer Koaktivierung. Aus der Messung dargestellter Koaktivierung wird ein
Vergleich zu klinisch auftretenden unterschiedlichen Spastikmustern für die obere
Extremität gezogen.