Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A28
DOI: 10.1055/s-0032-1322828

Randomisierte, kontrollierte Parallelgruppenstudie zur Untersuchung der Wirksamkeit der manuellen Lymphdrainage und klassischen Massage zur Prophylaxe der Migräne mit und ohne Aura

M Hamzeh 1
  • 1Freital

Fragestellung: Methoden der physikalischen Therapie zur Prophylaxe der Migräne sind, obwohl häufig angewendet, bislang nur unzureichend untersucht. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung, ob eine Behandlung mit Lymphdrainage (LD) oder klassischer Rückenmassage (KM) als Prophylaxe gegen Migräne mit und ohne Aura wirksam ist. Material und Methoden: Randomisierte, kontrollierte Parallelgruppenstudie von 64 Patienten (57 Frauen, mittleres Alter 45±10 Jahre) in drei Gruppen: Die erste Gruppe erhielt LD (n=21), die zweite KM (n=21) und die dritte keine Therapie (Wartegruppe, WG, n=22). Es erfolgte eine 30-minütige Therapie 1 x pro Woche über 8 Wochen. Vor Beginn und nach Ende der 8-wöchigen Therapie erfolgte jeweils eine 4-wöchige Beobachtungsphase, die für die Ermittlung der Wirksamkeit verglichen wurden. Bei Aufnahme in die Studie und alle vier Wochen wurden alle Patienten von einem Arzt untersucht. Als Messparameter diente der kontinuierlich geführte Kopfschmerzkalender der DMKG. Primäre Endpunkte waren die Responderrate (mind. 50%ige Reduktion der Migräneattacken und Kopfschmerztage) und die Differenz der Migränetage, der Kopfschmerztage und in der Einnahme von Akutmedikamenten zwischen den beiden Beobachtungsphasen. In einer sekundären Endpunktanalyse wurden dieselben Parameter zwischen der Baseline und dem Behandlungsende verglichen. Ergebnisse: Zum Beobachtungsende ergaben sich: 1) keine signifikanten Unterschiede der Responderraten; 2) ein signifikanter Unterschied in der Differenz der Migräneattacken (p=0,016) und der Migränetage (p=0,019) zwischen LD und WG (p=0,006 bzw. p=0,015) sowie zwischen KM und WG (p=0,042 bzw. p=0,016). Im Verlauf zeigte sich eine signifikante Abnahme der Zahl der eingenommenen Akutmedikamente in der LD-Gruppe im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen (p=0,004). Zum Behandlungsende ergaben sich: 1) keine signifikanten Unterschiede der Responderraten; 2) ein signifikanter Unterschied der Differenz der Migräneattacken zwischen LD und WG (p=0,013), und zwischen KM und WG (p=0,033); 3) kein Unterschied der Differenz der Migränetage (p=0,162) und der Kopfschmerztage (p=0,290). Diskussion: In dieser Studie führten beide physikalischen Therapiemaßnahmen KM und LD zu einer Reduktion der Migräneattacken zum Behandlungsende sowie zum Ende der Beobachtungsphase. Nur unter LD kam es zusätzlich zu einer Reduktion der eingenommenen Akutmedikamente. Schlussfolgerung: LD und KM sind im Vergleich zu einer Wartegruppe wirksam zur Prophylaxe der Migräne mit und ohne Aura. Im direkten Vergleich zeigen sich in einigen Parametern signifikante Vorteile der LD gegenüber der KM. Weitere Studien mit größerer Patientenzahl müssen diese Pilotergebnisse untermauern.