Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2012; 22 - A45
DOI: 10.1055/s-0032-1322845

Auswertung nach zwei Jahren arbeitsplatzbezogener muskuloskeltaler Rehabilitation (ABMR)

V Liefring 1, A Havemann 1, C Winter 1, C Grimmer-Brand 1, F Herm 1
  • 1Rehabilitationsklinik Kremmen

Fragestellung: Die frühzeitige Verknüpfung der medizinischen Rehabilitation mit den individuellen beruflichen Erfordernissen ist das erklärte Ziel der Kostenträger und Spitzenverbände. Nach einer Testphase durch die VBG etablieren alle Berufsgenossenschaften seit dem Jahr 2011 die ABMR als standardisiertes Therapiemodul. Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gestartete Projekt „RehaFutur“ beginnt im Jahr 2012 mit der Umsetzungsphase in die Praxis. Ziel dieser Arbeit ist eine kritische Analyse der bisherigen ABMR-Erfahrungen in unserer Klinik und eine Optimierung der Abläufe. Methodik: In der Rehabilitationsklinik Sommerfeld werden seit 2010 BG-Patienten engmaschig mit dem ABMR-Konzept behandelt. Nach zwei Jahren praktischer Erfahrung mit über 40 behandelten ABMR-Patienten erfolgte eine kritische Reflexion mit folgenden Elementen: 1. Analyse des Patientengutes, der Ergebnisse und Auffälligkeiten 2. 1-Jahres-Review mit der VBG über den weiteren Behandlungsverlauf 3. externe Bewertung im Rahmen der EFL-Rezertifizierung. 4. offenes Interview aller Mitarbeiter im MBO-Team. Ergebnisse: Anzahl der Patienten (n=41), Alter (˜45Jahre), Verletzungen (obere Extremität=15, Stamm=12, untere Extremität=14), – Analyse der problematischen Verläufe mit Differenzierung in medizinische (n=16), psychologische (n=8) und berufliche/soziale Probleme (n=11), Fehleranalyse – Stringenz und Detailgenauigkeit der EFL-Testungen mit Korrelation zum PACT-Test – Notwendigkeit von engmaschiger Kommunikation und konkreten Festlegungen. Diskussion und Schlussfolgerungen: 1. Das ABMR-Programm ist ein effektives Programm zur gezielten beruflichen Wiedereingliederung bei Problempatienten in körperlich belastenden Berufen. 2. Voraussetzung ist eine ausreichende körperliche Belastbarkeit und vorherige Aufarbeitung der Funktionsdefizite durch eine BGSW oder EAP. Hier ist ein besonders enges Zusammenwirken zwischen dem Reha-Management der BG, dem D-Arzt und der Reha-Einrichtung notwendig. 3. Im Rahmen des betrieblichen Wiedereingliederungsmanagements BEM muss der Betrieb eng mit einbezogen werden, um eine individuelle und unkomplizierte Anpassung für die ersten Arbeitswochen zu gewährleisten. 4. Analyse der Therapieversager: hier liegen oft noch gravierende medizinische Probleme vor. Außerdem wird die hohe Relevanz psychischer Begleiterkrankungen sichtbar – hier ist eine Diagnostik, Mitbehandlung und besonders klare Kommunikation notwendig. 5. Für den Erfolg sind eine engmaschige Führung des Patienten, regelmäßige MBO-Teamgespräche und Abstimmung mit der BG notwendig. 6. Bei Verletzungen der unteren Extremitäten ist eine rechtzeitige Schuhversorgung bzw. gezielte Fußsprechstunde mit einzubeziehen. 7. Das EFL-Screening hat eine große Bedeutung als Status, Verlaufsdiagnostik und Bio-feedback für den Patienten.