Patienten und Pflegekräfte befinden sich gleichermaßen in emotionalen Grenzsituationen.
Sowohl bei der Diagnosemitteilung als auch im Umgang mit palliativen Patienten sind
Pflegekräfte gefragt neben ihrer Professionalität auch empathisch auf die Gefühle
der Patienten einzugehen. Dabei ist der „Self care“ Ansatz ein hilfreiches Instrument.
Die Emotionen der Patienten, die je nach Krankheitsverlaufs-Phase variieren sind in
erster Linie Angst, Wut und Trauer. Pflegekräfte empfinden diese Gefühle ebenfalls
– wenn auch aus anderen Gründen und in einer anderen Intensität. Bei den Patienten
stehen Bewältigungsstrategien der „Lebens“-Krise im Vordergrund. Die Frage nach der
Lebensqualität will ihre Beantwortung finden und benötigt Entscheidungen im pflegeethischen
und medizinethischen Kontext. Bei beiden Gruppen stellt sich die Frage nach der Haltung
– zum Leben, zum Sterben, zur Familie, zu sich selber und zu seiner „Berufung“ oder
Profession. Das Thema „Endlichkeit“ ist für betroffenen Patienten von vorrangiger
Bedeutung – die Frage nach dem „wie lange habe ich noch“ wird häufig schon bei Diagnosemitteilung
gestellt. Endlichkeit ist auch ein zentrales Thema im Berufsethos von Pflegekräften.
Gerade in Entscheidungsprozessen ist Haltung ein Grundbaustein, der benannt und reflektiert
werden muss. Haltung kann sich entwickeln und wachsen, oder auch das Produkt von beruflicher
und persönlicher Biografie sein. Die Begleitung in der Palliative Care ist in vielerlei
Hinsicht dieselbe, wie die allen anderen Phasen der Krankenbetreuung und -behandlung
zugrundeliegenden Prinzipien, nur ist der Lohn ein anderer. (vgl. C. Saunders in:
Mukherjee, S. (2012): Der König aller Krankheiten. Krebs – eine Biografie. DuMont
Buchverlag. Köln.) Durchgängig durch alle Krankheitsphasen zieht sich eine pflegeethische
Begleitung, die geprägt ist von der Würde und den Werte- und Leitvorstellung der palliativen
Patienten. Denn nicht immer bedeutet der Tod ein Scheitern oder eine Niederlage.