Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_52
DOI: 10.1055/s-0032-1323053

Dialyse beenden oder Dialyse bis zum Ende? Fallbericht und Handlungsvorschlag

W Waldeyer 1, 2, KJ Wagner 1, V Krautheim 1
  • 1Technische Universität, Klinikum rechts der Isar/Klinik für Anaesthesiologie, München, Germany
  • 2Technische Universität, Klinikum rechts der Isar/Palliativmedizinischer Dienst (PMD), München, Germany

Einleitung: Die Entscheidung zum Dialyseabbruch steht für alle Beteiligten im Spannungsfeld zwischen Lebensverlängerung, Lebensqualität und der Linderung von Leiden. Dies erfordert neben einer hohen medizinischen Fachkompetenz, tragfähige Kommunikations- und Organisationsstrukturen. Im klinischen Alltag zeigen sich Unsicherheiten und fachlich differierende Positionen. Diese Problematik wird anhand des Falles eines 74-jährigen multimorbiden, nicht-maligne vorerkrankten Patienten und dessen Wunsch nach Dialyseabbruch erläutert sowie ein Handlungsvorschlag zur Entscheidungsfindung und die praktische Umsetzung formuliert.

Problembeschreibung: Kardiovaskulär (KHK), pulmonal (COPD), hepatisch (Leberzirrhose) und renal (seit 2010 dialysepflichtige terminale Niereninsuffizienz bei Nephrosklerose) schwerst vorerkrankter Patient mit Ruhedyspnoe sowie ausgeprägter lumbalgieformer Schmerzsymptomatik. Komplexe Medikation, inklusive antidepressiv und analgetisch wirksamer Substanzen (Citalopram, Mirtazapin, Hydromorphon). Palliativmedizinischer Beratungswunsch bezüglich eines Dialyseabbruchs von Patient und den behandlungsführenden Nephrologen. Vorgehen: 1. Therapiezieldiskussion (Motivation, Lebensqualität, Patientenziele, Behandlungsmöglichkeiten) 2. Verlaufsdarstellung und Palliationsmöglichkeiten nach Dialyseabbruch (Urämie) 3. Optimierung der Symptomkontrolle (Opioidrotation auf Buprenorphin) 4. Bedenkzeit (intrafamiliäre und interdisziplinäre Konfliktdiskussion) 5. Planung des Dialyseabbruchs anhand einer Checkliste (u.a. Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht) 6. Umentscheidungsmöglichkeit (Endgültige Patientenentscheidung zur Dialysefortsetzung aufgrund der verbesserten Symptomkontrolle).

Ergebnisse: Die Entscheidung für oder gegen einen Dialyseabbruch sollte interdisziplinär und individuell getroffen werden. Aufgabe der Palliativmedizin kann hierbei die einer Mittlerrolle sein (strukturierte Entscheidungsfindung, Beleuchtung und Umsetzung von Behandlungsalternativen).