Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A20
DOI: 10.1055/s-0032-1323183

Interdisziplinäre Behandlung urologischer Tumore (IBuTu) in Deutschland – Eine Mixed-Method Studie

S Beermann 1, D Chakkalakal 2, L Weißbach 3, W Stritter 2, C Holmberg 2
  • 1Stiftung Männergesundheit, Berlin, Deutschland
  • 2Berlin School of Public Health, Charite Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 3Stiftung Männergesundheit, Berlin

Hintergrund: Entwicklungen in der Medizin erfordern zunehmend eine interdisziplinäre Behandlung von Patienten. Die Versorgungsrealität aber ist geprägt von fachspezifischer Betreuung. Hier besteht Handlungsbedarf. Daher haben wir in der vorliegenden Studie, die Kooperationsbereitschaft von niedergelassenen Urologen erfasst und notwendige Bedingungen untersucht, die eine interdisziplinäre Behandlung ermöglichen. Methoden: Es wurde eine mixed-method Studie durchgeführt (n=1954). Ziel des Surveys war es, die Prävalenz der Kooperationshäufigkeit im ambulanten Bereich zu erfassen und Faktoren zu identifizieren, die eine Kooperation begünstigen. Dafür wurden auch qualitative Interviews mit 20 Urologen und 20 Onkologen durchgeführt. Ergebnisse: Nach 4 Wochen haben mehr als 500 Urologen an der Umfrage teilgenommen (Responserate 25%). Das Durchschnittsalter betrug 51,78 Jahre (±6,82). Die meisten Befragten sind in einer Einzelpraxis (47%) oder in einer Gemeinschaftspraxis (44%) tätig. Über 60% der Befragten behandelt die Patienten selber. 15% überweisen an die Onkologie, 21% bevorzugen onkologisch-qualifizierte/n Urologen/innen. In die Klinik wurden 13% überwiesen. Gleichzeitig sahen 81,3% der Urologen eine interdisziplinäre Kooperation für notwendig. In den Interviews wurden die verbandspolitischen Diskrepanzen der beiden Berufsgruppen thematisiert, die allerdings in der täglichen Arbeit bedeutungslos war. Erste Ergebnisse legen nahe, dass Kooperationen dann stattfinden, wenn persönliche Beziehungen zu Onkologen oder onkologisch qualifizierten Urologen bestehen. Eine erfolgreiche Kooperation ist geprägt von gegenseitigem Vertrauen, persönlicher Beziehung, und von den Rahmenbedingungen. Diskussion: Obwohl über 80% der Urologen die Notwendigkeit einer interdisziplinären Kooperation sehen, geht die Mehrheit der Befragten keine Kooperation ein. Hier müssen Modelle zur besseren interdisziplinären Zusammenarbeit entwickelt werden.