Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A37
DOI: 10.1055/s-0032-1323200

Behandelt zu Hause gesund werden (BeZuHG) – Intensivierte ambulante Therapie in Form von Klinikbehandlung integriert in den ambulanten Rahmen statt längerem stationärem Aufenthalt– geht das?

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  • 1verschiedene Institute

Die Prävalenz psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter wird auf ca. 10 bis 20% geschätzt [1]. In Deutschland stehen an Behandlungsmöglichkeiten bisher zur Verfügung: stationär, teilstationär und niederfrequent ambulant. Damit werden aber bisher ca. 50% der psychiatrisch zu evaluierenden Kinder nicht oder erst sehr spät erreicht. [2] Ursächlich hierfür wurden u.a. Stigmatisierungsängste, schlechte Erreichbarkeit von Kliniken angesehen. Daraufhin durchgeführte Studien von Mattejat [3] und Schmidt [4] zu Möglichkeiten von Hometreatment haben gezeigt, dass Hometreatment nicht zum Entlasszeitpunkt aber im Langzeiteffekt genauso effizient ist wie eine stationäre Behandlung. Vorgestellt werden soll hier eine Studie (seit 10/2011) in der derzeit ein neues intensiviertes ambulantes Behandlungskonzept (BeZuHG) mit regulärer stationärer Behandlung verglichen wird. Patienten der Interventionsgruppe (BeZuHG Gruppe) erhalten statt der stationären Regelbehandlungszeit einen verkürzten stationären Aufenthalt mit einer im Anschluss zeitlich limitierten (max. 3 Monate) intensiven (bis zu 3 Kontakte/Wo) individualisierten Zu Hause Behandlung verzahnt mit möglichen Behandlungselementen der Klinik (wie TK Status, Gruppentherapie oder Klinikschulbesuch). Kinder und Jugendliche der Kontrollgruppe erhalten die übliche stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrische Behandlung mit im Anschluss niederfrequenten nachstationären Terminen. Zu beantwortende Fragestellungen sind: a) verkürzt sich hierduch im Durchschnitt die stationäre Verweildauer? b) Kommt es durch Zugewinn familiärer Kompetenzen zu weniger Krisenaufnahmen? c) Sind Patienten über die aufsuchende Arbeit therapeutisch besser einbindbar (geringerer drop-out?). d) Ist die Patientenzufriedenheit höher. e) Ist eine aufsuchende Arbeit in dem weitläufigen Landgebiet machbar (Kosten-Zeit-Effizienz)?

Literatur: [1] Petermann, F. (2005). Zur Epidemiologie psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter - Eine Bestandsaufnahme. Kindheit und Entwicklung, 14(1), 48-57.

[2] Ravens-Sieberer, U. Wille N., Erhard, M., (2008) Prevalence of mental health problems among children and adolescents in Germany: results of the BELLA study within the National Health Interview and Examination Survey. Eur Child Adolesc Psychiatry [Suppl 1] 17:22–33

[3] Mattejat F. Hirt BR. Wilken J. Schmidt MH. Remschmidt H. (2001) Efficacy of inpatient and home treatment in psychiatrically disturbed children and adolescents. Follow-up assessment of the results of a controlled treatment study. European Child & Adolescent Psychiatry. 10 Suppl 1:I71-9

[4] Schmidt, MH.; Lay, B.; Göpel, C.; Naab, S.; Blanz, B. (2006) Home treatment for children and adolescents with psychiatric disorders. European child & adolescent psychiatry ;15(5):265-76.