Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A41
DOI: 10.1055/s-0032-1323204

Hilfesuchverhalten im Kontext von Partnergewalt gegen Frauen – Bedeutung für die Gesundheitsversorgung

PJ Brzank 1, B Blättner 1, U Maschewsky-Schneider 2
  • 1Hochschule Fulda, Fachbereich Pflege und Gesundheit, Fulda
  • 2Berlin School of Public Health, Charite Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Partnergewalt gegen Frauen ist ein globales Phänomen, das gravierende gesundheitliche, soziale und ökonomische Auswirkungen für die betroffenen Frauen als auch die Gesamtgesellschaft hat. Wegen seines Ausmaßes und der Folgen wird Partnergewalt als ein relevantes Public Health-Problem betrachtet (WHO 2002).Um Opfer von Partnergewalt zu unterstützen, ist in Deutschland ein Beratungs- und Zufluchtsnetz etabliert worden. Empirisch evident trägt psychosoziale Unterstützung zur Minderung der negativen Folgen von Partnergewalt auf die mentale Gesundheit der Opfer bei (Feder, Ramsay et al. 2009). Obwohl die Unterstützungsangebote bekannt sind, sucht nur ein Teil der Betroffenen Hilfe. Die Gesundheitsversorgung gilt aufgrund ihres niedrigschwelligen Zugangs und des besonderen Vertrauens, dass sie wegen der Schweigepflicht genießt, als ein besonders geeigneter Ort für Prävention und Intervention (Hellbernd, Brzank et al. 2004). Mit einer Sekundärdatenanalyse wurde die deutsche Repräsentativstudie (N=10.118) zu Gewalt gegen Frauen (BMFSFJ 2004) mit einem umfassenden Modell auf jene Faktoren untersucht, die im Fall von Partnergewalt (n=1.730) eine Inanspruchnahme von institutioneller Unterstützung in Form von medizinischer Versorgung oder psychosozialer Beratung fördern oder hindern. Mehrheitlich wanden sich die betroffenen Frauen an das Gesundheitssystem um Hilfe. Die Ergebnisse der durchgeführten Analysen (Brzank 2012) werden in ihrer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung vorgestellt und diskutiert, um Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Literatur: - BMFSFJ (2004). Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Berlin.

- Brzank P (2012). Wege aus der Partnergewalt - Frauen auf der Suche nach Hilfe. Wiesbaden: VS-Verlag.

- Feder G, Ramsay J, Dunne D, Rose M, Arsene C, Norman R, Kuntze S, Spencer A, Bacchus L, Hague G, Warburton A, Taket A (2009). "How far does screening women for domestic (partner) violence in different health-care settings meet criteria for a screening programme? Systematic reviews of nine UK National Screening Committee criteria." Health Technol Assess 13(16): iii-iv, xi-xiii, 1-113, 137-347.

-Hellbernd H, Brzank P, Wieners K, Maschewsky-Schneider U (2004). Häusliche Gewalt gegen Frauen: gesundheitliche Versorgung. Das S.I.G.N.A.L. - Interventionsprogramm. Handbuch für die Praxis, Wissenschaftlicher Bericht. Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Berlin.

- WHO (2002). World report on violence and health. Genf: World Health Organisation