Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A46
DOI: 10.1055/s-0032-1323209

„Schulcoaches – Seelische Fitness stärken und Selbsthilfe aktivieren“ – Ergebnisse der Evaluation der ersten Projektphase

S Corrieri 1, D Heider 1, I Conrad 1, SG Riedel-Heller 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig

Hintergrund:

Ziel ist die Evaluation des „Schulcoach“-Projekts des Vereins Irrsinnig Menschlich. Unter Einbeziehung aller Beteiligten des Systems Schule soll der Schulcoach (SC) sowohl ein Netzwerk als auch eine Kommunikationsstruktur aufbauen, die ein nachhaltig gesundes Schulklima schaffen. Der Fokus liegt im Gegensatz zum Schulsozialarbeiter auf der systemischen Förderung und dem Erhalt der psychischen Gesundheit.

Daten und Methoden:

Schüler der 7. und 9. (Mittelschule) bzw. 10. (Gymnasium) Klassen sowie deren Lehrer und Eltern wurden zu drei Zeitpunkten schriftlich u.a. zum Wunsch nach sozialer Distanz zu psychisch Kranken (SD), ihrem Hilfesuchverhalten in psychischen Krisen (HSV), dem Schul- und Klassenklima sowie den Erwartungen an den SC befragt. Weiter wurden zu zwei Zeitpunkten Fokusgruppen zum allgemeinen Schulklima, der Rolle psychischer Gesundheit im Schulalltag und den Erwartungen an den SC durchgeführt.

Ergebnisse:

Die SC konnten eine Vertrauensbasis etablieren; der persönliche Kontakt als Ansprechpartner für Schüler und als Entlastung für Lehrer wurde hergestellt. Auch die Eltern beurteilten die Arbeit des SC zunehmend als wichtig. Das informieren über psychische Erkrankungen oder das Kennen einer psychisch kranken Person führte zu signifikant niedrigeren Werten für stereotype Vorstellungen und den Wunsch nach SD. Jungen hatten ausgeprägtere stereotype Vorstellungen und einen größeren Wunsch nach SD als Mädchen. Gymnasiasten zeigten schwächere stereotype Vorstellung als Mittelschüler.

Schlussfolgerung:

Eine geschlechts- bzw. schultypspezifische Konzeption der zukünftigen Maßnahmen unter Berücksichtigung der bereits erfolgten Sensibilisierung erscheint erfolgsversprechend. Ziel der weiteren Evaluation ist die Überprüfung der Nachhaltigkeit durch die fortgesetzte Erfassung des Schulklimas sowie der psychischen Gesundheit von SchülerInnen und Lehrern (Burnout, Stress). Auch die systemische Vernetzung (Eltern) aller Beteiligten bleibt im Fokus.