Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A54
DOI: 10.1055/s-0032-1323217

Aufbau von Vertrauen durch die Arzt-Patient-Kommunikation: Die Sicht der Onkologen

SE Diener 1, M Neumann 2, H Pfaff 1, M Wirtz 3, W Baumann 4, N Ernstmann 1
  • 1Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (IMVR), Köln
  • 2Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Herdecke
  • 3Pädagogische Hochschule Freiburg, Abteilung für Forschungsmethoden, Freiburg
  • 4Wissenschaftliches Institut der niedergelassenen Hämatologen und Onkologen GmbH (WINHO), Köln

Problemstellung:

Eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung ist besonders in der Onkologie von großer Bedeutung. Dennoch ist bisher wenig darüber bekannt, wie Onkologen in der Arzt-Patient-Kommunikation vorgehen, um das Vertrauen ihrer Patienten zu gewinnen. Diese Studie analysiert wie Onkologen versuchen, eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung aufzubauen und welche Arbeitsbedingungen diesen Prozess beeinflussen.

Methode:

Innerhalb der qualitativen Vorstudie des WIN ON-Projektes (Working conditions in oncology) wurden von Ende Juni bis Anfang August 2011 bundesweit teilstandardisierte Leitfadeninterviews mit elf niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (NHO) durchgeführt. Alle Interviews wurden digital aufgezeichnet, professionell transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse in MAXQDA ausgewertet (Mayring 2008).

Ergebnisse:

Erste Ergebnisse zeigen, dass NHOs versuchen durch Ehrlichkeit und Offenheit, Respekt, Zeit, Zuwendung und den Informationsabgleich mit den Patienten eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Besonders das Erstgespräch ist ihrer Ansicht nach von großer Bedeutung. Darüber hinaus berichten NHOs, dass ein hoher Zeitdruck, Störungen, Lärm und gestörte Arbeitsabläufe die Gesprächsatmosphäre sowie die Zeit für Patientengespräche und die Zuwendung zum Patienten beeinträchtigen können. Demgegenüber sind nach Einschätzung der NHOs die Wahrung der Intimsphäre, Ruhe, eine gute Arbeitsorganisation sowie die Vermeidung von Störungen für das Gelingen von Patientengesprächen und somit für den Vertrauensaufbau zwischen Arzt und Patient förderlich.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen die Bedeutung der Arzt-Patient-Kommunikation für den Vertrauensaufbau, besonders im Erstgespräch. Des Weiteren zeigt die Analyse, dass Arbeitsbedingungen diesen vertrauensbildenden Prozess beeinflussen können. Hieraus lassen sich Handlungsempfehlungen für die Arzt-Patient-Kommunikation in der Onkologie ableiten.

Literatur: Mayring, P. (2008): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Beltz, Weinheim.