Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A69
DOI: 10.1055/s-0032-1323232

Gibt es neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Festlegung oder Berechnung von Mindestmengen im Gesundheitswesen?

C Ernsting 1, U Grouven 1, W Hoffmann-Eßer 1, A Schulz 1, S Ein Waldt 1, A Ruether 1
  • 1Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln

Hintergrund:

Vor dem Hintergrund der Überprüfung der Auswirkungen von Mindestmengenregelungen in der ambulanten Behandlung im Krankenhaus [1] wurde das IQWiG durch den Gemeinsamen Bundesausschuss beauftragt, eine Literaturrecherche zu Erkenntnissen über Festlegungs- und Berechnungsgrundsätze von Mindestmengen durchzuführen.

Methoden:

Es wurde eine systematische Literaturrecherche nach Publikationen in bibliografischen Datenbanken (u.a. MEDLINE und EMBASE) durchgeführt, die eine Vorgehensweise zur Festlegung oder Berechnung von Mindestmengen bzw. Schwellenwerten beschreiben, welche gute von schlechter Ergebnisqualität zu unterscheiden vermögen. Zusätzlich erfolgte eine Suche über die „Related Citations“ Funktion in PubMed und eine Sichtung der Literaturlisten der als relevant eingestuften Publikationen. Die Suche wurde beschränkt auf deutsch- und englischsprachige Veröffentlichungen.

Ergebnisse:

Es wurden insgesamt 41 Publikationen identifiziert, die Methoden zur Ableitung eines Schwellenwertes für die Fallzahl auf Krankenhaus- oder Arztebene beschrieben. Darunter waren 32 retrospektive Beobachtungsstudien, 6 systematische Übersichten retrospektiver Beobachtungsstudien und 3 Publikationen, die ausschließlich methodische Ansätze beschrieben. Aus den identifizierten Publikationen konnten 5 Gruppen methodischer Berechnungsansätze gebildet werden.

Diskussion:

Voraussetzung für eine sinnvolle Ableitung eines Schwellenwertes zur Definition einer Mindestmenge ist ein klarer Zusammenhang zwischen Fallzahl und Ergebnisqualität der Behandlung. Jedoch besitzen viele Faktoren einen Einfluss auf diesen Zusammenhang, die in den eingeschlossenen Publikationen nur zum Teil Berücksichtigung fanden. Aufgrund unterschiedlicher Mängel und Limitationen der identifizierten Publikationen wird diskutiert, ob diese Ansätze als alternative Operationalisierung zur Festlegung von Schwellenwerten angesehen werden können.

Literatur:

1. Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die ambulante Behandlung im Krankenhaus [online]. 18.10.2005 [Zugriff: 13.01.2012]. URL: http://www.g-ba.de/downloads/62-492-497/ABK-RL_116B_2010-09-16.pdf.