Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A78
DOI: 10.1055/s-0032-1323241

Das Projekt „Summative Evaluation KiföG M-V“ als Bestandteil der Novellierung des Kindertagesförderungsgesetzes Mecklenburg-Vorpommern (KiföG M-V) – Forschungsdesign und erste Ergebnisse aus Kindertageseinrichtungen (Kitas) in Mecklenburg-Vorpommern (M-V)

M Franze 1, A Gottschling 1, W Hoffmann 1
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine Abteilung, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald

Einleitung: Das KiföG M-V schreibt bei 3- bis 6-Jährigen in Kitas mit überdurchschnittlichem Anteil der vom örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe übernommenen Elternbeiträge die Anwendung des „Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten (DESK 3–6)“ vor [1; 2]. Das DESK dient der Identifikation von Entwicklungsgefährdungen (EG; Bereiche: Motorik, Sprache/Kognition, soziale Entwicklung [3;4]). Kitas erhalten eine finanzielle Unterstützung bei verbindlicher Evaluationsteilnahme, 3-jähriger DESK-Durchführung (1x/Jahr) u. Durchführung gezielter individueller Förderung (GIF) bei Vorliegen einer EG [1]. Methoden: Im Kontext einer prospektiven kontrollierten Studie wurde das DESK durch zuvor geschulte ErzieherInnen (Erz.) durchgeführt, Erz. zur Akzeptanz des DESK/der Bewertung der Schulungsmaßnahme schriftlich befragt u. die elterliche Verweigerungsrate bzgl. Versand von DESK-Bögen an die Autoren erhoben. Ergebnisse: 94% der 836 befragten Erz. bewerten das DESK u. 98% das DESK-Training positiv. Elterliche Verweigerungsrate: 2%. Bislang vorliegende DESK-Daten (Stand: 27.04.2012): n=2.463. Feinmotorik: Anteil auffälliger Befunde zwischen 3,6% (3-j. Mädchen (M)) u. 19% (5–6-j. Jungen (J)). Grobmotorik: Anteil auffälliger Befunde zwischen 1,1% (4-j. J) u. 8,6% (5–6-j. J). Sprache/Kognition (SK): Anteil auffälliger Befunde zwischen 14,4% (5–6-j. M) u. 30,1% (4-j. J). Soz.Entw. (SE): Anteil auffälliger Befunde zwischen 6,1% (4-j. M) u. 24,1% (5–6-j. J). J weisen in allen Altersstufen/Subskalen signifikant niedrigere DESK-Scores als M auf (p < 0,01). Diskussion: Hohe Akzeptanz des Evaluationsvorhabens. Hohe Prävalenz von EG (v.a. SK und SE). Nächste Schritte: Schriftl. Befragungen (Kitas: Erfassung Qualität/Quantität durchgeführter GIF-Maßnahmen, Erz.: Erfassung Personmerkmale, z.B. Selbstwirksamkeit, als mögliche Moderatorvariablen [5;6;7]), Eltern: Erfassung Sozialstatus) sowie Vergleich mit Kontrollgruppe basierend auf Daten der Schuleingangsuntersuchung.

Literatur: [1] Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales (Hrsg.). Kindertagesförderung in Mecklenburg-Vorpommern - Das Gesetz und seine Verordnungen. http://www.regierung-mv.de/cms2/Regierungsportal_prod/Regierungsportal/de/sm/

Themen/Kindertagesfoerderung/index.jsp?&publikid=4544 [zuletzt abgerufen am 27.04.2012]

[2] Gottschling A, Franze M, Hoffmann W. Entwicklungsverzögerungen bei Kindern in Kindertagesstätten und Einschülern. Ein Screeningverfahren als Grundlage der bedarfsgerechten Planung von gezielter individueller Förderung in Mecklenburg-Vorpommern. Deutsches Ärzteblatt 2012; 7: 308-209

[3] Tröster H, Flender J, Reineke D. DESK 3-6 Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten. Manual. Hogrefe 2004; Göttingen

[4] Franze M, Gottschling A, Hoffmann W. Das Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten (DESK 3-6) als Basis gezielter individueller Förderung in Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern: Erste Ergebnisse des Modellprojekts „Kinder in Kitas (KiK)“ zur Akzeptanz des DESK 3-6 bei Erziehenden. Bundesgesundheitsblatt 2010; 12: 1290-1297

[5] Schwarzer R, Jerusalem M. Das Konzept der Selbstwirksamkeit. Zeitschrift für Pädagogik 2002; 44: 28-53

[6] Heller S S, Boothe A, Keyes A, Nagle G. Implementation of a mental health consultation model and its impact on early childhood teacher´s efficacy and competence. Infant Mental Health 2011; 32(2): 143–164

[7] Luszczynska A, Gutiérrez-Dona B, Schwarzer R. General self-efficacy in various domains of human functioning: Evidence from five countries. International Journal of Psychology 2005; 40(2): 80–89