Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A82
DOI: 10.1055/s-0032-1323245

Basic Erosive Wear Index (BEWE): Screening und Leitfaden für die Behandlung von Patienten mit Essstörungen und ein Instrument für die Versorgungsforschung

C Ganß 1, N Schlüter 1
  • 1Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde der Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen

Patienten mit Essstörungen sind häufig von säurebedingten Zahnhartgewebserkrankungen (Erosionen) betroffen. Daher ist die zahnärztliche Versorgung auch in die Ende 2010 erschienene S3-Leitlinie zur „Diagnostik und Therapie von Essstörungen“ aufgenommen worden. Diese sieht vor, dass „PatientInnen mit erhöhtem medizinischem Risiko sowie im Falle einer Gefährdung der Zähne (selbstinduziertes Erbrechen)“ durch „eine interdisziplinäre Behandlung unter Einbeziehung von somatisch erfahrenen Kollegen (Facharzt für Allgemeinmedizin, Innere Medizin bzw. Pädiatrie, Zahnmedizin)“ betreut werden sollen. Wenn auch die endgültige Diagnostik und Therapie dem zahnärztlichen Kollegen überlassen bleiben sollte, wäre doch ein Screeninginstrument zur Erstdiagnostik durch die behandelnden medizinischen/psychologischen Fachkollegen wünschenswert.

Der BEWE ist ein Bewertungsschema, bei dem der Schweregrad der Erosionen sextantenweise bestimmt wird. Dabei wird zunächst die Ausprägung der Erosionen auf den leicht einsehbaren Flächen (Glattflächen und Okklusalflächen) beurteilt und der höchste Wert eines jeden Sextanten erfasst. Aus den Einzelwerten der Sextanten errechnet sich ein Summenwert, der anhand von definierten Kategorien Auskunft über den Schweregrad und das Gesamtausmaß der Erkrankung gibt. Jeder Kategorie, also jedem Schweregrad der Erosion, sind Empfehlungen für Therapiemaßnahmen zugeordnet, die einen Leitfaden für die Therapieplanung darstellen.

Der BEWE stellt außerdem eine Grundlage für die methodische Entwicklung im Bereich der Versorgungsforschung dar und könnte zu einem Erhebungsinstrument für „effectiveness-Studien“ zur Wirksamkeit von individualisierten Präventions- und Therapieprogrammen bei PatientInnen mit Essstörungen weiterentwickelt werden.

Der Vortrag geht zunächst die Differentialdiagnostik von Erosionen ein und stellt dann den Basic Erosive Wear Index mit Patientenfällen als Instrument für die Praxis vor.