Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A87
DOI: 10.1055/s-0032-1323250

Zahnmedizinische Versorgung, Prävention, Chronic Care, altersassoziierte und altersbedingte Erkrankungen

G Glaeske 1
  • 1Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen

Die kommenden Jahrzehnte werden in unserem Gesundheitssystem vor allem von neuen Anforderungen in der Gesundheitsversorgung älterer multimorbider Menschen geprägt sein, der demografische Wandel wird begleitet von altersassoziierten Erkrankungen wie Diabetes, Angina pectoris oder auch Krebs, daneben aber auch von altersbedingten Erkrankungen wie Demenz. Der derzeitge Alersquotent 65 von etwa 31 wird im Jahre 2050 auf 65 ansteigen. Die qualifizierte und angemessene gleichzeitige Behandlung mehrerer Krankheiten nebeneinander (chronic care) wird daher zur Herausforderung einer künftigen Medizin werden. Die Prävalenz vieler der häufiger im Alter auftretenden Erkrankungen ist durch frühzeitige und konsequente Prävention zu verringern, das Ziel der Kompression, bei höherer Lebenserwartung mehr Jahre in Gesundheit zu verbringen, ist unter diesen Aspekten durchaus realistisch. Prävention ist schließlich die Grundlage einer wissenschaftlich abgesicherten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Seit langem ist der Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und allgemeiner Gesundheit und der wichtige Einfluss der Mundgesundheit auf internistische Erkrankungen bekannt. In verschiedenen Studien konnte z.B. gezeigt werden, dass Mundhöhlenerkrankungen, insbesondere Parodontitis, mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt- und Schlaganfall sowie für Diabetes mellitus einhergehen. Die frühzeitige Prävention zur Vermeidung von Parodontitis könnte daher dazu beitragen, die typischerweise häufiger in Gesellschaften längeren Lebens auftretenden Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen zu verringern. Selbst für Demenz liegen Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer Parodontitis vor. Eine effektive Durchführung der Mundhygiene ist daher insbesondere bei Pflegebedürftigen und Heimbewohnern, aber auch bei Menschen in jedem Lebensalter unerlässlich, um die präventiven Potenziale der zahnmedizinischen Versorgung optimal nutzen zu können.

Literatur: Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (Hrsg.) Koordinatoion und Integration - Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens. Sondergutachten 2009. Bonn