Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A96
DOI: 10.1055/s-0032-1323259

Prävention von Übergewicht im Kindes- und Erwachsenenalter

C Graf 1
  • 1Abtl. Bewegungs- und Gesundheitsförderung, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft, Deutsche Sporthochschule Köln, Köln

Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas hat weltweit zugenommen. Die Weltgesundheitsorganisation geht von etwa 1,6 Mrd. übergewichtigen bzw. 400 Mio. adipösen Erwachsenen aus. Schätzungen zufolge soll diese Zahl bis zum Jahr 2015 auf 700 Mio. ansteigen. In Deutschland sind laut aktuellem Bundesgesundheitssurvey etwa 50% der Frauen und 70% der Männer übergewichtig bzw. adipös. Nach den Daten der Nationalen Verzehrsstudie II haben 66% der deutschen Männer und 50,6% der Frauen einen Body-Mass-Index von mind. 25kg/m2, je 20% liegen bereits über 30kg/m2. Die „Adipositasepidemie“ betrifft auch das Kindes- und Jugendalter. Je nach Region finden sich in Europa zur Zeit 35% adipöse Kinder und Jugendliche, weltweit etwa 10%. Ein Vergleich ist allerdings aufgrund verschiedener Referenzwerte eingeschränkt. Für Deutschland liegen durch den aktuellen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey repräsentative Zahlen für Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 18 Jahren vor: danach sind 1,9 Mio. Kinder übergewichtig und 800 000 adipös. Diese Zahlen sind angesichts der mit Übergewicht und Adipositas verbundenen Komorbiditäten schwerwiegend. Schätzungen zufolge weisen in der EU 20000 Kinder und Jugendliche einen manifesten Typ–2-Diabetes und 400000 eine Glukosetoleranzstörung auf. Bei adipösen Kindern zwischen 5 und 17,9 Jahren wird das Vorliegen von mindestens drei Kriterien des Metabolischen Syndroms (Hypertonie, zentrale Adipositas, erhöhte Glukosespiegel u./o. Hyperlipidämie) mit etwa 24% angegeben. Damit finden sich bereits in diesem Alter die gleichen Begleiterkrankungen wie bei Erwachsenen. Auf dieser Basis wird die Notwendigkeit wirksamer Gegenmaßnahmen deutlich. Dabei spielen auch sozio-ökonomische, kulturelle Faktoren und die jeweiligen Verhältnisse eine wesentliche Rolle. Politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bemühungen sind erforderlich, um dieses Ziel zu erreichen und die aktuell „adipogenen“ Lebensbedingungen nachhaltig zu verändern.

Literatur: 1. Jackson-Leach R, Lobstein T. Estimated burden of paediatric obesity and co-morbidities in Europe. Part 1. The increase in the prevalence of child obesity in Europe is itself increasing. Int J Pediatr Obes 2006; 1: 26-32.

2. Kurth BM, Schaffrath-Rosario A. Die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

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6. Nationale Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht Teil 1. Max-Rubner-Institut 2008

7. WHO. European Ministerial Conference on Counteracting Obesity. Istanbul, Turkey. 15-17 November 2006.

8. WHO. Obesity. Preventing and managing a global epidemic. Report of a WHO Consultation. WHO Technical Report Series 2000; Geneva